Ehemals Königliche Hoftheater, 1909 bis 1912 von Max Littmann als Doppeltheater mit Opern- und Schauspielhaus erbaut. 1924 wurden die Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Erhalten blieb nach dem II. Weltkrieg nur das mit klassizistischen Säulen geschmückte Große Haus.
Im Schauspielhaus finden Veranstaltungen des Schauspiel Stuttgart und des Stuttgarter Balletts statt. Nach Diskussionen über eine Wiedererrichtung begann man 1959 nach der Kriegszerstörung an alter Stelle mit einem Neubau nach Entwürfen von Hans Volkart. 1962 konnte das Schauspiel den Spielbetrieb im Kleinen Haus aufnehmen. 2002 wurde der Bau in Schauspielhaus umbenannt. Das Schauspielhaus wurde von 2010 bis 2013 grundständig saniert und im September 2013 wiedereröffnet.
Ein Schriftsteller ist einer, der Schwierigkeiten hat mit die deutsche Sprache“: Tomer Gardi erzählt uns eine Schelmengeschichte, frech, mit sprachlichen Kapriolen in „Broken German“, einer Kunstsprache mit ungewöhnlicher Rechtschreibung, eigenwilligem Satzbau und in nicht lupenreinem Hochdeutsch. Hier wird komisch und slapstickartig mit Sprache gespielt, mit den Konventionen des Erzählens gebrochen und die Möglichkeit von Verständigung befragt: Wie kann sie gelingen, wenn Wörter, Gedanken, Menschen und selbst Hunde plötzlich in ganz anderen kulturellen Kontexten aufeinandertreffen?
Dies ist der Beginn einer absurden Odyssee, bei der Tomers Wege sich immer sagenhafter winden – eine Höllenfahrt durch die deutsche Kultur, gemeinsam mit Goethes Erlkönig und einem Deutschen Schäferhund namens Rex, die sich auf einer ziemlich schiefgegangenen Jagd kennenlernen. Dieses düstere, von Gewalt geprägte und auf den Kopf gestellte Märchen spiegelt sich in der Geschichte des im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Malers Raden Saleh, der von Java nach Europa reist. Was bleibt vom alten Tomer, von Rex und Raden am Ende übrig? Eine runde Sache erzählt Alltägliches neu und zeigt ganz nebenbei, wie radikale Aneignung von Sprache zur Rebellion werden kann.
Inszenierung: Noam Brusilovsky
Bühne / Kostüme: Maria Magdalena Emmerig
Musik / Video: Florian Schaumberger
Licht: Marc Döbelin
Dramaturgie: Benjamin Große
Termine
Fr 10.10.2025, 19:30
Sa 11.10.2025, 19:30
Do 23.10.2025, 19:30und weitere Termine
Fr 24.10.2025, 19:30
Sa 8.11.2025, 19:30
So 9.11.2025, 15:00
Es beginnt mit einem Verlust. Dem Verlust von Büchern, von vielen, sehr vielen Büchern, einer ganzen Bibliothek. Wie es dazu kam, dass einem Schriftsteller seine ganzen Bücher verloren gingen – davon und von noch viel mehr erzählt Thomas Melle in seinem Roman Die Welt im Rücken. Es ist die Chronik einer bipolaren Erkrankung, das fesselnde und atemberaubende Manifest eines schreibenden Ichs. Melles Roman ist eine literarische Wucht, poetisch, hochkomisch, dramatisch, präzise.
Das Leben als Rausch, als Party, als Superstar mit Höhenflügen, Allmachtfantasien und dem Absturz ins Bodenlose, in die Stille, in die Leere, und das Nichts … Dann, ganz langsam, ein leiser, zaghafter Neubeginn. Die Manie wechselt in die Depression, in eine Phase der Normalität und wieder in die Manie … Auch das Schreiben hält nicht inne – es versucht, das, was passiert, schonungslos in Sprache festzuhalten, des Ungeheuerlichen habhaft zu werden, es in ein Verhältnis zu setzen. Thomas Melle erzählt von der Versehrtheit eines Ichs, das sich zwischen Selbstkonstituierung, Erinnerung und Auslöschung nirgendwo einrichten kann. Da darf auch Arno Schmidt nicht fehlen: „Die Welt der Kunst und Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare.“
Inszenierung: Lucia Bihler
Bühne: Paula Wellmann
Kostüme: Victoria Behr
Musik: Sixtus Preiss
Choreografie: Björn Leese
Outside Eye: Mats Süthoff
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger
In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln
Ab Klasse 9
Termine
So 28.9.2025, 19:30
Do 9.10.2025, 19:30
So 12.10.2025, 19:30und weitere Termine
Mo 20.10.2025, 19:30
So 26.10.2025, 19:30
Mi 12.11.2025, 19:30
Fr 14.11.2025, 19:30
Zwischen Dezember 1963 und August 1965 fand in Frankfurt am Main der erste Auschwitz-Prozess statt, in dem die für das Funktionieren der Vernichtungsmaschinerie Verantwortlichen vor Gericht standen. Die Konfrontation mit den Frankfurter Auschwitz-Prozessen war für das Land und die Politik in den Sechzigern prägend. Peter Weiss hat in seinem dokumentarischen Theaterstück diesen Prozess dargestellt und zu einem „Oratorium“ verdichtet. In elf Gesängen treten Zeug*innen, Angeklagte, Richter und Verteidiger auf, die das, was in Auschwitz geschah, schildern. Täter und Opfer werden miteinander konfrontiert, und auf diese Weise wird, gerade durch den Verzicht auf die Rekonstruktion individueller Erlebnisse und die Betonung der funktionalen Aspekte, das Grauen dieser Tötungsfabrik deutlich. Berichtet wird ebenso von der totalen Entmenschlichung im Lager und dem Versuch zu überleben wie von dem Verschweigen, Leugnen und Verdrängen der Täter. Knapp zwei Jahre dauerte der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess, bei dem Deutsche über Deutsche zu Gericht saßen. Peter Weiss nahm als Zuschauer an dem Prozess teil. Sein Theaterstück basiert auf den Protokollen des Prozesses. Die Ermittlung ist eines der erfolgreichsten deutschen Theaterstücke der Nachkriegszeit. 1965 wurde der Theatertext gleichzeitig an 15 west- und ostdeutschen Theatern sowie von der Royal Shakespeare Company in London uraufgeführt.
Die Ermittlung wird im Landtag und an weiteren Orten im Stadtraum gezeigt.
Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Kostüme: Ute Lindenberg
Musik: Hans Platzgumer
Licht: Sebastian Isbert
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger
Ab Klasse 10
Termine
Di 30.9.2025, 19:30 | Premiere
Sa 11.10.2025, 19:30
So 12.10.2025, 19:30und weitere Termine
Für die beiden ist es wie ein Spiel. Fast. Das Akademikerehepaar George und Martha spielt es wieder und wieder, nur scheinen sie sein Ziel längst vergessen zu haben. Für Gesellschaft eignet es sich auch nicht, wie sich schnell zeigt, als der junge Biologieprofessor Nick und seine Frau Honey eines Nachts hineingezogen werden. Eine Beleidigung jagt darin die nächste, keine Blamage, keine Bloßstellung bleibt dem Gegenüber erspart – ein Ehegefecht von fulminantem Ausmaß. Und das nach einem ohnehin schon langen, alkoholgetränkten Abend. Es ist nach zwei, als George und Martha von einer Universitätsfeier in ihre Wohnung stolpern und sie ihm eröffnet, sie erwarte noch Gäste. Nur eine letzte Warnung gibt George ihr noch mit, bevor es schon an der Tür klingelt: Den gemeinsamen Sohn solle sie nicht erwähnen. Die Nacht und der Alkohol fließen dahin, es häufen sich die üblen Anekdoten, Fakt und Fiktion verschwimmen im Kampf um die größtmögliche Erniedrigung des Gegenübers. Rasch werden Nick und Honey von Zaungästen zu unfreiwilligen Mitspieler*innen, bis sich schließlich zwischen den Trümmern jeglicher Illusion die Sonne zu einem neuen Tag erhebt.
Edward Albees abgründiges Kammerspiel von 1962 hat sich längst als moderner Klassiker etabliert. Schonungslos zeichnet er das Schicksal eines Paares, gefangen zwischen bitterer Realität und haltlosen Lebenslügen – ein Dilemma, das in seiner Aktualität weit über partnerschaftliche Sphären hinausreicht.
Inszenierung: Tina Lanik
Bühne: Stefan Hageneier
Kostüme: Heidi Hackl
Komposition: Jörg Gollasch
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Philipp Schulze
Ab Klasse 10
Termine
Sa 25.10.2025, 19:30 | Premiere
Sa 1.11.2025, 19:30
Di 11.11.2025, 19:30und weitere Termine
Sa 15.11.2025, 19:30
Sa 22.11.2025, 19:30
Sa 29.11.2025, 19:30
Bewertungen & Berichte Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Installation
Black Box. Phantomtheater für 1 Person
von Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
Monatelang standen die Theater leer. Aufführungen vor gefüllten Sälen waren bis auf Weiteres nicht möglich. Ausstellungsbesuche durch Einzelpersonen waren dagegen erlaubt. Folgerichtig wird die Black Box Theater zum White Cube Museum und stellt sich selber aus: das Phänomen, dass hier Menschen zusammenkamen, um Kunst zu sehen. In den leeren Räumen hallt nach, was die Menschen hier verband – Gefühlsstürme, Lacher, Tränen und Applaus.
Aber was bleibt von einer flüchtigen Theateraufführung überhaupt zurück? Aufzeichnungen, Kritiken und selbst Regiebücher bilden nur einen Teil der Aufführung ab. Hormone, Gerüche, Textur haben andere Spuren hinterlassen. In ihrer Leere entwickeln Zuschauerraum, Bühne, Garderoben und Lichtbrücken den Charme von Ruinen: Post-Spektakel. Die Bühne und ihre Umgebung als temporäre Ruine einer rituellen Versammlungsstätte. Eine Archäologie der Repräsentation von Gesellschaft. Schicht für Schicht abgetragen gibt das Gebäude den Blick frei auf das, was Theater war, ist, sein kann.
Wie viel davon ist technisch simulierbar, reproduzierbar, synchronisierbar? Was ist, wenn sich die Weltsimulationsmaschine Theater von selbst in Bewegung setzt und das Publikum ins Zentrum des Geschehens rutscht?
Covid-19 macht möglich, was sich sonst kein Schauspielhaus erlauben könnte: Ein ganzes Haus spielt für eine Person. Wie Tarkowskis Stalker gehen die Zuschauer*innen vorsichtig durch die Flure, mit Kopfhörern und Handschuhen treten sie durch die leeren Reihen im Zuschauerraum auf die Hinterbühne und betreten das Labyrinth der Fiktionsmaschine. Die Black Box öffnet sich den rekonstruierenden Forscher:innen und stellt die Frage: Wo sind die anderen? In Zeiten von sozialer Distanz und Isolation gilt es hier zu entdecken was Gemeinschaft bedeutet. Erinnerung funktioniert wie ein Palimpsest aus vielen Schichten. Stefan Kaegi von Rimini Protokoll nimmt Expert*innen für politische Gemeinschaft, Simulation und Erinnerung auf; Menschen, deren Leben mit diesen Räumen und der Idee von Theater verbunden sind: Maskenbildner*innen und Souffleure, Ensemblemitglieder und Philosoph*innen… Zwischen ihren binaural im Raum inszenierten Stimmen und ortsspezifischen Klängen entsteht eine Fährte durch den Körper des Theaters, die en passant zu einem Gang ins Unterbewusste der Gesellschaft werden könnte.
Die Veranstaltung ist nicht barrierefrei. Bitte beachten Sie, dass nur zum Teil Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen.
Konzept, Skript und Inszenierung: Stefan Kaegi / Rimini Protokoll
Sounddesign: Nikolas Neecke
Ton: Marian Hepp
Dramaturgie: Carolin Losch, Aljoscha Begrich
Ab Klasse 9
Dauer: ca. 1:35 Std, keine Pause
Für unseren Audiowalk ist ein gutes Verständnis der deutschen Sprache Voraussetzung.
Termine
Di 30.9.2025, 19:00 | Wiederaufnahme
Mi 1.10.2025, 19:00
Sa 11.10.2025, 19:00und weitere Termine
Bewertungen & Berichte Black Box. Phantomtheater für 1 Person
Familientheater
Pünktchen und Anton
von Erich Kästner
Pünktchen – eigentlich Luise Pogge, aber alle nennen sie Pünktchen – steht eines Tages in einem der zehn Zimmer der ausladenden Wohnung ihrer Eltern und bettelt die Tapete an. Was die Erwachsenen zunächst als kindliche Spielerei abtun, hat in Wahrheit einen ganz anderen Grund. Regelmäßig geht Pünktchen unbemerkt von ihren viel beschäftigten Eltern mit ihrer Kinderbetreuung und dem zwielichtigen Robert – genannt „Der Teufel“ – auf den nächtlichen Straßen betteln, wodurch sich die Erwachsenen bereichern. Dabei lernt Pünktchen Anton kennen, der ebenfalls bettelt, allerdings aus existenziellen Gründen. Er muss seine Familie unterstützen, übernimmt die Hausarbeit und bestreitet den Unterhalt. Nachts bettelt er auf einer Brücke, tagsüber muss er sich dem Ärger seiner Lehrer stellen, wenn er übermüdet zum Unterricht erscheint. Pünktchen und Anton werden schnell enge Freunde und leisten einander Trost und Beistand angesichts der Herausforderungen ihrer grundverschiedenen Lebensumstände. So setzt sich Pünktchen lautstark gegen den Groll von Antons Lehrer durch, und als Anton Zeuge wird, wie Robert einen Einbruch in die Wohnung der Pogges plant, ist es auch an ihm, Mut und Loyalität unter Beweis zu stellen.
Mit Erich Kästners Kinderbuchklassiker erzählt Karsten Dahlem auf höchst spielerische Weise eine Geschichte von Freundschaft, Solidarität und Empathie angesichts sozialer Ungleichheit.
Inszenierung: Karsten Dahlem
Bühne: Claudia Kalinski
Kostüme: Silvie Naunheim
Musik: Hajo Wiesemann
Licht: Marc Döbelin
Dramaturgie: Philipp Schulze
Streiten die wieder? Jede Nacht hören C und S im Bett liegend Geschrei aus ihrer Nachbarwohnung. Weint da jemand? Doch nicht etwa die Kinder? Wie sollen wir jetzt schlafen?
C hat vor Kurzem einen abstrusen Roman gelesen: Ein Täter entfernt darin seinen Opfern alle Gliedmaßen und lässt sie „gewormed“, als wurmartige Wesen, weiterleben. Zum schaurigen Zeitvertreib in schlaflosen Nächten eröffnen C und S einen fingierten Onlinehandel für arm- und beinlose Menschen. Das ist extrem aufregend und faszinierend. Als über ihre Website im Darknet hunderte Bestellwünsche für die horrorhaft entstellten Opfer eintreffen, wird die Sache unheimlich: Die brutalen Romanfantasien scheinen sich zu verselbstständigen. Die Möglichkeit, am Ende tatsächlich ein blutrünstiges Verbrechen zu begehen, stürzt das Paar in gegenseitige Verdächtigungen und Paranoia. Können sie sich noch vor sich selbst schützen?
In Clemens J. Setz’ Auftragswerk für das Schauspiel Stuttgart brechen verborgene Ängste zur Tür herein. Horrorgeschichten erzählen neben Suspense auch vom gesellschaftlichen Zank, von Gewalt, vom Überleben. Unter zivilisatorischen Schonbezügen zieht Setz etwas hervor, das sonst nur im Verborgenen lauert. Was ist hinter der bürgerlichen Fassade Realität, was Fake im Zeitalter des digitalen Daseins? Die möglichen Gräuel spiegeln sich im scheinbar harmlosen Verhalten des Paars, und ihre Wirklichkeit gerät aus den Fugen.
Inszenierung: Lukas Holzhausen
Bühne: Jane Zandonai
Kostüme: Annabelle Gotha
Musik: Robert Pawliczek
Licht: David Sazinger
Dramaturgie: Katja Prussas
Ab Klasse 10
Dauer – ca. 1:40 Std., keine Pause
Termine
Mi 15.10.2025, 19:30
So 19.10.2025, 19:30
Do 30.10.2025, 19:30und weitere Termine
Am 3. Oktober heißt es wieder „Türen auf mit der Maus!“. Deutschlands beliebteste Kinderserie nimmt euch mit an Orte, die neugierigen Augen für gewöhnlich verschlossen bleiben. Dieses Jahr lautet das Motto „SpielZeit“ – da darf ein Blick hinter die Kulissen des Theaters natürlich nicht fehlen! Denn bei uns am Theater ist (fast) das ganze Jahr Spielzeit: Nicht nur die Schauspieler*innen dürfen sich auf der Bühne austoben, viele verschiedene Gewerke, von der Bühnentechnik über die Werkstätten hin zum Kostüm, müssen perfekt zusammenspielen um Abend für Abend neue Geschichten zum Leben zu erwecken. Ihr erlebt, wer alles am Erfolg der Vorstellung beteiligt ist und was hinter den Kulissen geschieht, bevor sich abends der Vorhang hebt – und wir laden Euch natürlich ein, mit uns zu spielen!
Bitte gib bei der Anmeldung deine gewünschten Zeitfenster an.
Gib bitte auch direkt bei der der Anmeldung besondere Bedarfe an, wir versuchen die Teilnahme für alle möglich zu machen.
Drei Geschwister tollen, taumeln, tauchen im Becken eines Hallenbads – groß, mittel, klein. Sie spielen und lassen sich fast untergehen, bis im letzten Moment das Muttertier mit einem anmutigen Sprung vom Beckenrand ins Wasser gleitet, abtaucht und alle drei ans rettende Ufer bringt.
Drei Geschwister erinnern sich am Krankenbett der Mutter einzeln und gemeinsam an ihre Kindheit: An Schönes, Aushaltbares und Unausgesprochenes. Während sich eines der Geschwister an seine frühe Verantwortung erinnert und sich im eigenen Mutterwerden der Mutter seltsam nahe fühlt, kämpft das andere mit destruktiven Gedanken. Das dritte wiederum erinnert die Flucht ins gemeinsame und unbeschwerte Spielen. Unterschiedlich in ihren Erfahrungen und Empfindungen, eint sie doch eine tiefe Verankerung in gemeinsamen Ritualen: Fischstäbchen, Erdnussflips und der immer wieder geschauten Titanic – der Film mit dem angeblich unsinkbaren Schiff, der hier scheinbar alles zusammenhält. Zwischen all dem das Muttertier, wie die drei ihre Mutter nennen. Sie kommt nur in dem zu Wort, was sie erinnern.
Der poetisch-rhythmische Text von Leo Lorena Wyss erzählt vom Umgang dreier Geschwister und ihrer Kindheit mit einer Mutter, die durch ihre psychische Erkrankung an die Grenzen ihrer eigenen Mutterschaft stößt. Dabei gelingt es Wyss, behutsam die Gleichzeitigkeit von Schwere und Leichtigkeit zu zeigen und ein feinfühliges Stimmengeflecht zu erschaffen, das zwischen Ernsthaftigkeit und kindlicher Unschuld changiert.
Inszenierung: Lilly Meyer
Bühne: Helen Stichlmeir
Kostüme: Paula Gehrlein
Dramaturgie: Maura Münter
Dauer – ca. 1:00 Std, keine Pause
Termine
Fr 3.10.2025, 19:30
So 5.10.2025, 19:30
Sa 18.10.2025, 19:30
Texte von Daniil Charms
Ein Soloabend mit „Tatort“-Kommissar Wolfram Koch
„Die tatsächliche Realität ist nur durch neue, absurde Kunst darzustellen und zu erreichen“ – Daniil Charms
Daniil Charms, geboren 1905 in Petersburg, gilt als ein Meister der absurden Miniaturen und als ein genialer Humorist. Seine Figuren nannte der Kritiker Helmut Schödel einmal „Marionetten des Unsinns“ und „ein Fest für geniale Schauspieler“ und mit Wolfram Koch hat der Regisseur Jakob Fedler genau einen dieser genialen Theaterschauspieler gefunden. Dem Fernsehpublikum ist Wolfram Koch allerdings vor allem als Kriminalhauptkommissar Paul Brix im Frankfurter Tatort bekannt.
Doch in dem Monolog Zack. Eine Sinfonie. tritt Wolfram Koch diesmal als Entertainer, als Clown und als ein Spieler mit Tröte auf, der einfach spielen, tanzen und musizieren muss. Dabei will Koch sein Publikum vor allem unterhalten und zum Lachen bringen, doch Daniil Charms Prosa, Gedichte, Szenen und Dialoge sind immer Texte mit doppeltem Boden. Hinter dem Humor zeigt sich die Verzweiflung, die Not der Figuren. Neben einem Puschkin-Witz steht das Grauen eines totalitären Staates.
Charms Texte erzählen von den Absurditäten des Lebens und den politischen Verhältnissen seiner Zeit, denen man vielleicht in letzter Konsequenz nur mit einer großen Portion Nonsens oder mit einem Lachen begegnen kann, denn neben der Tragödie steht seit jeher die Komödie.
Zack. Eine Sinfonie. ist die dritte gemeinsame Arbeit von Wolfram Koch, Dorien Thomsen und Jakob Fedler. Nach den zwei Schleef-Inszenierungen Ich bins deine Mutter und Gertrud , die an zahlreichen deutschen Bühnen u.a. am DT, der Volksbühne Berlin, dem Schauspielhaus Bochum und am Mousonturm in Frankfurt gespielt wurden, versuchen sie sich jetzt an den Texten von Daniil Charms. Wolfram Koch und Jakob Fedler kennen sich bereits 15 Jahre, seit den Regieassistenzen Jakob Fedlers bei Dimiter Gotscheff.
Inszenierung: Jakob Fedler
Ausstattung: Dorien Thomsen
Musik: Michael Haves
Eine Koproduktion des Saarländischen Staatstheaters und des Theatre National du Luxembourg
Ein Kind betritt eine Bühne und beginnt zu sprechen. Sind wir bei einer Vorstellung im Theater oder beim Klassenspiel im Rahmen einer Monatsfeier in der Schule? Das Kind scheint nicht besonders alt. Es spricht von sich und seiner Entwicklung. Wir hören von spirituellen Erfahrungen aus einer längst vergangenen Zeit. Die Worte wirken sehr gewählt, beinahe vorbestimmt, als spräche jemand anderes durch das Kind – nur wer? Vielleicht wurde es so erzogen? Ist es doch nur ein Stücktext? Oder hören wir hier eigentlich die Visionen eines Reformpädagogen?
1919 gründete Rudolf Steiner auf der Stuttgarter Uhlandshöhe gemeinsam mit dem Unternehmer Emil Molt die weltweit erste Waldorfschule. Seither hat sich die Waldorfpädagogik zum internationalen Erfolgsmodell entwickelt. Dabei ist die in der anthroposophischen Philosophie Steiners begründete Pädagogik nicht unumstritten und gerade wegen ihrer esoterisch anmutenden Ursprünge wiederholt Gegenstand von Kritik. Doch auch darüber hinaus schlägt sich das Wirken Steiners bis heute in vielen Lebensbereichen nieder: beispielsweise in biologischen Landwirtschaftsstrategien, den Firmenphilosophien von Kosmetikunternehmen oder anthroposophischer und homöopathischer Medizin. Woher stammen die Strahlkraft und Ambivalenz dieser Figur, die von den einen als Prophet vergöttert und von anderen als Urheber realitätsferner Glaubenstheorien verurteilt wird?
Gefördert durch Zeitgeist Irland 24, eine Initiative von Culture Ireland sowie der irischen Botschaft in Deutschland.
Inszenierung: Dead Centre
Bühne: Jeremy Herbert
Kostüme: Mirjam Pleines
Musik: Kevin Gleeson
Video: Sébastien Dupouey
Licht: Jörg Schuchardt
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger, Philipp Schulze
Übersetzung: Katalin Oliveras Máté, Victor Schlothauer
Ab Klasse 9
Dauer: ca. 1:30 Std., keine Pause
Termine
So 5.10.2025, 19:30
Mo 13.10.2025, 19:30
Mi 29.10.2025, 19:30und weitere Termine
Bewertungen & Berichte Die Erziehung des Rudolf Steiner
Schauspiel
Krawall & Katharsis - my pussy is plastic
Theater entsteht im Moment – das wollen unsere Assistierenden auch diese Spielzeit wieder zeigen. Mit wenigen Proben und umso mehr Kreativität zeigen sie, was in den Zwischenräumen der großen Produktionen in ihren Köpfen keimt. Gemeinsam mit dem Ensemble stellen sie ihre Spontaneität unter Beweis und entwerfen theatrale Experimente, die vom Wesentlichsten ausgehen und dennoch unsere Kunstform immer neu befragen. Ohne den Anspruch zu gefallen, präsentiert sich dieses Format mit jeder Ausgabe neu. Also lassen Sie sich überraschen – wir tun es auch!
Krawall & Katharsis - my pussy is plastic bewerten:
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Bewertungen & Berichte Krawall & Katharsis - my pussy is plastic
Schauspiel
Zur schönen Aussicht
von Ödön von Horváth
Zur schönen Aussicht nennt sich nur das Hotel. Schön sind diese Aussichten nämlich nicht. Weder auf das Hotel noch auf die morbide Gesellschaft, die es bewohnt. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden – dem Betrieb und den „illustren“ Gästen. Nur die betagte Ada, Freifrau von Stetten, hat zu viel davon und unterhält das ganze Theater. Sie kauft sich ihr Vergnügen, ihren Rausch und ihre wechselnden Liebhaber. Einen nach dem anderen. Strasser, Hotelbesitzer und ehemaliger Offizier und Bonvivant, Max, ein Kellner mit Verbindungen zum kriminellen Milieu, Karl, ein Chauffeur mit dunkler Vergangenheit … sie agieren als schmierige Schauspieler im peinlichen Melodrama der reichen Baronin, von der sie sich aushalten lassen. Dazugesellen sich noch der Weinhändler und Faschist Müller, der Geld einzutreiben versucht, das er Strasser geliehen hat, und zuletzt Adas Zwillingsbruder Emanuel, Freiherr von Stetten, der sein Vermögen verspielt hat und hinter dem die Gläubiger her sind. Doch das kümmert seine Schwester wenig, solange die Gläser voll und die Herren gefügig sind. In dieses Treiben gerät jetzt Christine. Vor gut neun Monaten war sie schon einmal Gast in dem Hotel. Ihr Besuch hatte Folgen. Damit konfrontiert sie nun Strasser, der die Vaterschaft ihres Kindes leugnet und die anderen Männer zu einem raffinierten Plan überredet. Der misslingt aber gründlich, weil Christine durchaus nicht so verzweifelt und hilfsbedürftig ist, wie Strasser dachte.
Inszenierung: Christina Tscharyiski
Bühne: Sarah Sassen
Kostüme: Miriam Draxl
Musik: Cornelia Pazmandi
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger
Ab Klasse 8
Dauer – ca. 1:40 Std., keine Pause
Termine
Sa 18.10.2025, 19:30 | Wiederaufnahme
Do 30.10.2025, 19:30
So 23.11.2025, 18:00und weitere Termine
von Thomas Mann
In einer Neufassung von John von Düffel
Eine traditionsreiche Firma, eine großbürgerliche Familie und ein Name: Buddenbrook. Mit den drei ungleichen Geschwistern Antonie, Thomas und Christian reift in der Familie eine neue Generation Buddenbrooks heran, die abseits der von Tradition und Disziplin geprägten hanseatischen Kaufmannswelt auch ihr ganz persönliches Glück finden will. Thomas tritt früh ehrgeizig sein Erbe als Kaufmann an. Christian möchte dagegen lieber die weite Welt kennenlernen und streift als ewiger Junggeselle und Schlendrian durch die Clubs von London und Valparaiso. Schwester Tony verliebt sich und willigt unter familiärem Druck schließlich doch in eine andere, unglückliche Ehe ein. Thomasʼ Führung beschert dem Familienunternehmen noch einmal ökonomischen Glanz. Sein Sohn und Stammhalter Hanno, künstlerisch begabt, doch kränklich und geschäftsuntauglich, steht symbolisch für das Ende einer Ära. Mit den Herausforderungen eines sich wandelnden Jahrhunderts überfordert, werden die Buddenbrooks mehr und mehr vom Zeitgeist überholt. Wirtschaftliche und persönliche Ereignisse greifen in die Geschicke ein und lassen die Familie Schlag auf Schlag ihrem Niedergang entgegengehen. Thomas Mann beschreibt, wie soziale und ökonomische Zwänge zu Verlustängsten und Überforderung führen. Der Name Buddenbrook bleibt verbunden mit einem weltberühmten Roman und dem Porträt einer im Untergang begriffenen Gesellschaft und Epoche. Die Bühnenbearbeitung von John von Düffel zeigt das zeitlose Drama um Tradition und Erneuerung, Glück und Verlust, die stets den gesellschaftlichen Umbrüchen unterliegenden Familienverhältnisse.
Inszenierung: Amélie Niermeyer
Bühne: Christian Schmidt
Kostüme: Stefanie Seitz
Musik: Jacob Suske
Licht: Jörg Schuchardt
Dramaturgie: Benjamin Große
Ab Klasse 10
In deutscher Sprache mit englischen Übertiteln
Dauer – ca. 3:00 Std, eine Pause
Termine
So 19.10.2025, 18:00 | Wiederaufnahme
Fr 31.10.2025, 19:30
Mo 3.11.2025, 19:30und weitere Termine
Wann kommt der Witz mit der Cordhose? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Spielplananalyse 25/26. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer, die den Megahit des Staatsschauspiels (Platzausnutzung im Bereich von DDR-Wahlergebnissen) auch in der kommenden Spielzeit sehen wollen, wissen: Hier wird Bewährtes auf die Bühne gebracht, gerade in Zeiten von Disruption und KI ein geradezu staatstragender Vorgang. Das Konzept des Abends wurde verlässlich beibehalten, gut abgehangene Texte aus alten Zeiten aufgehübscht mit neuen Jahreszahlen im Titel. Während der ersten 20 Minuten des Frontalunterrichts in einfacher Sprache wird auch in der kommenden Saison wieder Aktualität suggeriert, vorwiegend durch raffiniertes Namedropping aus den Bereichen Kultur, Sport und Politik, wobei auch Privatinsolvenz und U-Haft immer mehr ins Rampenlicht rücken, schließlich stehen in Baden-Württemberg Landtagswahlen bevor. Aber natürlich – auch der Spielplan des Hauses nimmt breiten Raum ein. In den letzten Minuten des Abends werden traditionell Stücktitel und Künstlernamen heruntergerattert, nicht selten mit einer gewissen Atemlosigkeit als Brücke zum frenetischen Schlussapplaus. Gerade langjährige Abonnent*Innen sind im Innersten berührt davon, wie zukunftsweisend bei diesem PROJEKT zeitgenössische Autoren (m/w/d) und Klassiker (m) im postökonomischen Narrativ und herrschaftsfreien Diskurs gespiegelt werden.
All systems fail.
PS: Der Flügel bleibt auf der Bühne.
– Harald Schmidt
*PPS: Am 26. Juni gibt es eine Spielplananalyse Spezial mit Cornelius Meister: Rückblick auf acht meisterliche Jahre.
– Schauspiel Stuttgart
Termine
Mi 22.10.2025, 19:30
Fr 28.11.2025, 19:30
Fr 19.12.2025, 19:30und weitere Termine
Mo 12.1.2026, 19:30
Di 3.3.2026, 19:30
Mi 22.4.2026, 19:30
Fr 26.6.2026, 19:30
Alle 14 Tage laden wir zum offenen Schauspieltraining auf unsere Probebühne ein! Gemeinsam tasten wir uns spielerisch und mit unterschiedlichen Schauspieltheorien und Theaterformen an das heran, was Menschen auf der Theaterbühne machen – im Zentrum stehen Spielfreude, Kreativität und Spaß. Ob mit oder ohne Vorerfahrung: Absolut ALLE sind willkommen! Einfach vorbeikommen, ausprobieren und Theaterluft schnuppern!
Eintritt frei
Kostenlose Einlasskarten sind an der Theater- und an der Veranstaltungskasse sowie über den telef. Kartenverkauf (Versand gegen Servicegebühr von 1,50€) erhältlich.
Termine
Mi 1.10.2025, 18:00
Mi 15.10.2025, 18:00
Mi 29.10.2025, 18:00und weitere Termine
Ehemals Königliche Hoftheater, 1909 bis 1912 von Max Littmann als Doppeltheater mit Opern- und Schauspielhaus erbaut. 1924 wurden die Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Erhalten blieb nach dem II. Weltkrieg nur das mit klassizistischen Säulen geschmückte Große Haus.
Im Schauspielhaus finden Veranstaltungen des Schauspiel Stuttgart und des Stuttgarter Balletts statt. Nach Diskussionen über eine Wiedererrichtung begann man 1959 nach der Kriegszerstörung an alter Stelle mit einem Neubau nach Entwürfen von Hans Volkart. 1962 konnte das Schauspiel den Spielbetrieb im Kleinen Haus aufnehmen. 2002 wurde der Bau in Schauspielhaus umbenannt. Das Schauspielhaus wurde von 2010 bis 2013 grundständig saniert und im September 2013 wiedereröffnet.