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© Hans Jürgen Landes
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Schauspielhaus Bochum

Das Schauspielhaus Bochum ist seit mehr als hundert Jahren eine der führenden Spielstätten für zeitgenössisches Theater und darstellende Kunst in der deutschsprachigen Theaterszene. Seit 2018 ist Johan Simons Intendant. Er und das Team des Schauspielhaus Bochum verstehen diesen Ort als ein Stadttheater für das 21. Jahrhundert, in dem Künstler*innen aus verschiedenen Nationen und Kulturen und unterschiedlichen Disziplinen eine kreative Heimat finden. Das Herzstück des Theaters ist das feste Schauspielensemble, das kulturelle Einflüsse aus verschiedenen Nationen Europas und der Welt mitbringt.

In jeder Spielzeit produziert das Schauspielhaus Bochum neue Aufführungen von Schauspiel, Tanz und interdisziplinärer Kunst und gastiert damit auch in anderen Theatern in Deutschland und Europa sowie auf internationalen Festivals. Für sein herausragendes Programm wurde es im Jahr 2022 zum Theater des Jahres in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz gekürt.

Teil des Theaters ist auch das Junge Schauspielhaus, das seit 2018 von Cathrin Rose geleitet und dessen Programm von neuen Erzählformen für eine moderne und diverse Stadtgesellschaft geprägt wird.

Das Schauspielhaus Bochum verfügt über vier Spielstätten: das Schauspielhaus (bis zu 800 Plätze), die Kammerspiele (400 Plätze), das Oval Office (100 Plätze) und in 2 Kilometern Entfernung das Theaterrevier, die Spielstätte für Kinder- und Jugendtheater des Jungen Schauspielhauses.

Kontakt

Schauspielhaus Bochum
Hans-Schalla-Platz
D-44789 Bochum

Telefon: +49 (0)234 / 3333-5555
Fax: +49 (0)234 / 3333-5512

 

THEATERKASSE:
Kassenfoyer des Schauspielhauses
Königsallee 15, 44789 Bochum
T +49 (0)234 / 3333 5555
F +49 (0)234 / 3333 5512
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Schauspiel

Die Brüder Karamasow

nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewskij

Premiere: 14.10.2023

Die Brüder Karamasow ist ein maßloser Text, in dem man sich verlieren kann wie nachts in einem Wald. ALLES ist darin: die Sehnsucht nach Liebe und die Qual des Begehrens, die moralische Schuld und die ökonomischen Schulden, Gewalt und Gebete und verstohlene Küsse, der Griff nach den Sternen und der Sturz ins Leere. Eine Vielzahl unbehauster Figuren jagt umher wie in einem Fiebertraum, unaufhörlich in Bewegung, sowohl äußerlich wie innerlich, aus dem Takt geraten, ihr Gleichgewicht verschwunden, wenn sie es denn je besaßen. Alles ist verschoben, außer Kontrolle: Erwachsene tanzen auf Messers Schneide und bleiche Kinder wollen die Welt anzünden. Wenn nichts mehr zu verlieren ist, ist dann alles erlaubt?

Die Handlung ließe sich auf eine reißerische Sex and Crime-Story herunterbrechen: Im Zentrum stehen die Karamasows, eine kaputte Familie, gegründet auf toten Müttern, die allesamt unter dem moralisch verkommenen Vater Fjodor Karamasow gelitten haben und vier Söhne hinterließen. Der Roman umfasst nur wenige Tage, an denen der Vater und seine Söhne nach Jahren wieder alle aufeinanderstoßen. Als Fjodor ermordet aufgefunden wird, hat jeder der Söhne ein Tatmotiv. Doch nur einer war es, und ein an- derer wird für den Mörder gehalten. Natürlich spielt Geld eine Rolle. Und natürlich ist der wichtigste Motor des Geschehens (mindestens) eine Frau.

Aber in die Seele von uns greifen die Figuren Dostojewskijs nicht aufgrund der komplexen Kriminalgeschichte oder eines der berühmtesten Justizirrtümer der Literaturgeschichte. Sondern weil sie in aller Widersprüchlichkeit, aber immer aus voller Kehle, fragen, wo die Freiheit zu fin- den ist, und doch nichts mit ihr anzufangen wissen. Weil sie den Himmel leerfegen und Gott doch flehentlich suchen. Weil sie das Leben lieben und es im nächsten Moment zum Teufel wünschen. So wie wir.

Wir kapern mit Dostojewskijs Figuren das Theater: Bühne, Backstage und Zuschauerraum. Eine mehrstündige Inszenierung, auf der großen Bühne des Schauspielhauses und in den Kammerspielen, in Gängen und Foyers – eine Reise, ein Spektakel, eine Feier, ein Spuk.

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© Isabel Machado Rios
Schauspiel

Früchte der Vernunft

von Saara Turunen

Drei Frauen. Zwei Männer. Ein Ei. Ein Storch. Ein Raum, spärlich eingerichtet. An diesem aus der Zeit gefallenen Ort spielen sich eine Vielzahl locker verbundener Situationen ab. In allen diesen Episoden geht es um den weiblichen Körper, geht es um Fruchtbarkeit und Kinderlosigkeit, um Vernunft versus Lust: skurril, komisch, berührend.

Hier entspinnt sich ein sinnliches wie themenstarkes Geflecht aus Erzählsträngen: zum Beispiel über die alttestamentarische Hanna, die keine Kinder bekommen kann. Auch taucht immer wieder diese junge Angestellte auf, die sich überall mit der Kinderfrage konfrontiert sieht (sie hat – zur Sicherheit? – immer ein Ei dabei). Außerdem gibt es eine Frau, die heimlich Pornos schaut und nicht weiß, ob sie sich deshalb gut oder doch lieber schlecht fühlen soll. Und nicht zu vergessen: Wohin mit dem Baby?

Sowohl gesellschaftliche Perspektiven auf den Frauenkörper als auch biografisches Erleben der Regisseurin und Autorin Saara Turunen haben den assoziativen Kosmos der Inszenierung gefüttert. Wird von Frauen nicht erwartet, dass sie ihren Körper verleugnen und gleichzeitig feiern? Was resultiert für sie aus Moral und Disziplin? Und woher diese Scham? Warum erzeugen das Genießen von Essen und der Genuss des eigenen Körpers – beides doch das pure Vergnügen, oder? – so häufig Schuldgefühle?

Von all diesem erzählt die Dramatikerin und Regisseurin Saara Turunen. In ihrer durchkomponierten Theatersprache, die musikalisch und bildhaft ist, und ihrem genauen Gespür für Timing zeigt sich die unverwechselbare Handschrift der preisgekrönten Finnin, die sich aus absurdem Theater ebenso speist wie aus surrealen Filmen. Sparsam eingesetzte Sprache verwebt sie behutsam mit originellen, im besten Sinne seltsamen Bildern zu einer eigenen Welt. Nach Saara Turunens begeistert aufgenommener Inszenierung Das Gespenst der Normalität kehrt sie nun zurück ans Schauspielhaus Bochum: mit einem humorvollen Kammerspiel über existenzielle (und nicht nur weibliche) Fragen – mit drei Frauen, zwei Männern, einem Ei und einem Storch.

Regie: Saara Turunen
Bühne: Milja Aho
Kostüm: Roosa Marttiini, Siru Kosonen
Lichtdesign: Ada Halonen, Pietu Pietäinen, Sirko Lamprecht
Choreografie: Janina Rajakangas, Lara Pilloni
Sounddesign: Tuuli Kyttälä
Dramaturgie: Dorothea Neweling

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Schauspiel

Dantons Tod

Eine theatrale Installation
nach Georg Büchner

Am Ende des 18. Jahrhunderts fühlte sich das französische Volk nicht mehr von den Herrschenden vertreten. Das führte zu Revolutionen und Gegenrevolutionen. Auch heute, in Zeiten ungeheurer Krisen, kommen Forderungen nach Veränderung, Umbruch, nach neuen Modellen auf. Bietet die Demokratie Raum für radikale Veränderung oder brauchen wir eine Rebellion, sogar eine neue Revolution? Wer wären die Anführer*innen, und wie weit würden sie gehen, damit sich Utopie in Wirklichkeit verwandelt?

Genau diese Fragen stellt sich der junge Schriftsteller, Medizinstudent und politische Aktivist Georg Büchner 1834 in seinem ersten Drama, Dantons Tod. Das Stück spielt vor dem Hintergrund der Französischen Revolution, die nach der utopischen Energie der Anfangszeit ihre Unschuld verloren hat und mit äußerster Härte die „Guten“ von den „Bösen“ trennt. Büchner konzentriert sich auf die letzten Tage des Revolutionsführers Danton, der müde und desillusioniert zu dem Schluss kommt, jedes Streben nach einer besseren Welt müsse unweigerlich scheitern. Ihm gegenüber steht Robespierre, der immer noch an einen neuen, tugendhaften Menschen glaubt, auch wenn dieser nur mit endlosem Blutvergießen zu verwirklichen ist. Aus tiefer Verzweiflung fragt Büchner: Wie kommt es, dass eine einst vielversprechende Bewegung so hoffnungslos zum Stillstand kommt? Bleiben nur Vergnügungen, die für einen Moment die eigene Sterblichkeit vergessen lassen? Er blickt mit Entsetzen auf das Symbol der Revolution, die Guillotine, und fragt: „Was ist es, das in uns lügt, mordet, stiehlt?“

Regisseur Robert Borgmann zeigt mit einer jungen Generation von Spieler*innen, wie schwierig es ist, in unserer Zeit des radikalen Individualismus aus dem Privaten zu treten, auf die Straße zu gehen und eine Gemeinschaft zu bilden, geschweige eine Revolution zu entfesseln. Kennzeichnend für unsere Welt ist rasender Stillstand, ein Gefühl der Lähmung in einer sich beschleunigenden Welt. Was sich auf der Bühne öffnet, ist ein Labyrinth von Stimmen, Behauptungen und Widersprüchen, in dem jede*r – Zuschauer*innen wie Spieler*innen – sich einen Weg sucht, sich verliert und sich (hoffentlich) wiederfindet.

Regie, Bühne, Komposition: Robert Borgmann
Kostüm: Birgit Bungum, Cornelius Reitmayr
Video: Krzysztof Honowski
Lichtdesign: Carsten Rüger, Bernd Felder
Dramaturgie: Koen Tachelet

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Schauspiel

Der Würgeengel

Psalmen und Popsongs
nach dem gleichnamigen Film von Luis Buñuel

In Luis Buñuels surrealistischem Filmklassiker verbringt eine illustre Gesellschaft in einer Villa einen gemeinsamen Abend. Seltsam ist jedoch, dass keiner der Gäste nachts den Absprung findet. Aus unerfindlichen Gründen scheint kein Weg nach draußen mehr möglich, obgleich die Türen offen sind. Und so beginnt eine Zeit des Wartens und Verzweifelns, Hunger, Durst und Kälte setzen den scheinbar Eingeschlossenen zu, es kommt zu Zerwürfnissen, Übergriffen und der Suche nach einem Sündenbock … Heutzutage scheinen wir ähnlich ratlos, wie wir dem Würgegriff der immer schneller wechselnden Krisen – oder ist es dieselbe in verschiedener Gestalt? – entkommen können. Regisseur Johan Simons begibt sich mit einer Handvoll Schiffbrüchiger und viel Musik auf die Suche nach der Unterbrechung der ewigen Wiederholung.

Regie: Johan Simons
Komposition: Steven Prengels, Moritz Bossmann
Bühne: Johannes Schütz
Kostüm: Katrin Aschendorf
Lichtdesign: Bernd Felder
Video: Voxi Bärenklau
Dramaturgie: Angela Obst, Marleen Ilg

Dauer: 1:40h, keine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

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Schauspiel

Macbeth

von William Shakespeare

Schottland, vor langer Zeit. Der Krieg ist vorbei. Macbeth und sein Freund Banquo kehren vom Schlachtfeld zurück. Sie haben gewonnen, sind voller Adrenalin, ihre Schwerter feucht noch vom Blut. Von überall hallt der Name Macbeth wider, schwirrt die Luft vor Geschichten, wie leicht ihm das Morden fiel. Macbeth dem Helden, Killer im Dienst vom König und Vaterland, fällt eine große Zukunft anheim. Seltsame Kreaturen sagen ihm das Königtum voraus. Was dafür benötigt wird, sind Handlungen, die im Blut baden. Macbeth soll nur auf den Blutdurst hören, der in ihm wohnt. Von seiner Frau ermutigt, mordet er sich seinen Weg zur absoluten Macht frei: zuerst den König, dann seine besten Freunde, dann ihre Familien inklusive ihrer Kinder. Die Voraussage der Hexen scheint erfüllt, zumindest teilweise. Die Freude der absoluten Macht aber fehlt. Macbeth und seine Lady werden von Schuldgefühlen und Reue verzehrt. Unabwendbar wird auch der zweite Teil der Voraussage sich erfüllen, wie unwahrscheinlich auch dessen Voraussetzungen sind. Von Freund und Feind verlassen, bleibt Macbeth nur eine Befreiung – die von sich selbst.

Macbeth ist Shakespeares kürzeste und blutigste Tragödie. Das zwischen 1603 und 1607 geschriebene Werk basiert teilweise auf der wahren Geschichte des schottischen Königs Macbeth (1005–1057), der 1040 den Thron bestieg, indem er König Duncan I. tötete. Obwohl seine Taten uns als unvorstellbar und unmenschlich erscheinen, gibt es das unbehagliche Gefühl, Macbeth sei nicht nur Monster. Auch wenn er in Blut badet, denkt Macbeth über seine Menschlichkeit nach, betrachtet seine Handlungen als Ausdruck eines größeren Gedankens: ein schwarzer Gedanke, aber ein Gedanke. Er erinnert uns daran, dass der Mensch ein reflektierendes Tier ist. Macbeth ist der Mensch, der wir sein könnten, wenn jemand bei uns die falschen Knöpfe drückt. Schaudernd vor Macbeths Verbrechen, schaudern wir vor uns selbst.

Jens Harzer und Johan Simons verbindet seit Jahren eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit, von der Inszenierungen wie beispielsweise Der Schimmelreiter von Theodor Storm, Deutschstunde von Siegfried Lenz oder Dostojewskijs Der Idiot zeugen. Am Schauspielhaus Bochum ist, nach Heinrich von Kleists Penthesilea und Anton Tschechows Iwanow, Macbeth nun ihre dritte gemeinsame Arbeit.

Regie: Johan Simons
Textfassung: Koen Tachelet
Bühne: Nadja Sofie Eller
Video: Florian Schaumberger
Kostüm: Greta Goiris
Lichtdesign: Bernd Felder

Dauer: 2:45h, eine Pause

Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

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Schauspiel

Am laufenden Band

nach dem Roman von Joseph Ponthus
aus dem Französischen von Mira Lina Simon und Claudia Hamm

Den Karton mit 20 kg Tofu öffnen. Die Dreikilobeutel auf die Arbeitsfläche legen. Mit dem Cutter öffnen. Den Tofu senkrecht auf ein waagerechtes Stahlsieb packen. Brackwasser abtropfen lassen. Von vorne beginnen. Neun Stunden lang. Joseph Ponthus verwischt in seinem Versroman gekonnt die Grenzen zwischen Autor, Erzähler und fiktiver Figur. So steht Ponthus selbst am Band und schaufelt sich am nächsten Tag durch 40 Tonnen gefrorener Garnelen. Er schiebt Schicht um Schicht um Schicht, entfernt kleinste Fleischreste aus den feinen Zahnrädern gewaltiger, hämmernder Fleischmaschinen. Die gleichförmige Wiederholung der brutalen Einfachheit. Die Fabrik. Ein Handschlag gleicht dem nächsten.

Für zweieinhalb Jahre geht Joseph Ponthus an das Fließband. Verpackt Fertiggerichte. Sortiert Fische. Reinigt nachts die Schweine-Zerlege-Halle vom Blut und Fett der geschlachteten Tiere. Allerdings tut er das als ein idealisierender Tourist, der überzeugt davon ist, die Fabrik verlassen zu können, wenn es an der Zeit ist. Denn Ponthus bleibt in einer privilegierten Distanz, aus der er – manchmal verklärt, manchmal verherrlichend, aber immer solidarisch – auf einen Ort blickt, der die Menschen kompromisslos verschleißt, die das Fabrik-Band am Laufen halten. Um den extremen Bedingungen standzuhalten, orientiert sich der ehemalige Sozialarbeiter an seinen literarischen Vorbildern, bildet sich mit romantischen Reflexionen einen Weg durch den brutalen Fließbandalltag. Anschließend berichtet er beinahe zärtlich und mit viel Humor von seiner Zeit in den Fabriken und von „seinen“ Arbeitern. So versucht der Erzähler nicht nur sich, sondern auch den zahllosen und unsichtbaren Menschen, die nicht den Luxus haben, nur auf Zeit in der modernen Sklaverei der Lebensmittelindustrie zu arbeiten, eine Sprache zu verleihen. Und er verbindet dadurch die Stimme des Arbeiters mit der des Intellektuellen.

In seinem 2019 erschienenen autofiktionalen Text Am laufenden Band – der zugleich Manifest, Gedicht, Roman und Aufschrei ist – verhandelt der französische Autor Joseph Ponthus überraschend positiv den Teil der Arbeit, derer Nutznießer wir alle sind, die sich aber im toten Winkel der Gesellschaft befindet. An den Rändern unseres Kapitalismus stehen die Fabriken der Massenproduktion, die die Länder mit grammgenau verpackten Prinzessbohnen und vorgeschälten Gambas versorgt. Doch auf wessen Schultern lastet der als selbstverständlich genommene Luxus?

Regisseur Tom Schneider, der in Bochum bereits Bilder deiner großen Liebe und Die Hydra inszenierte, macht sich anhand des preisgekrönten Romans auf eine theatral-musikalische Spurensuche in die Schattenbereiche unserer Arbeitswelt – und nach dem, was davon übrigbleiben wird.

Regie: Tom Schneider
Bühne: Nadja Sofie Eller
Kostüm: Andrijana Trpković
Musik: Daniel Nerlich
Lichtdesign: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Marvin L. T. Müller

Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln
Dauer: 1:30h, keine Pause

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Schauspiel

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

von Edward Albee
aus dem Englischen von Alissa und Martin Walser

Der Titel klingt fröhlich, wie eine Variante des Kinderlieds Wer hat Angst vor dem bösen Wolf? Aber hinter dieser scheinbaren Harmlosigkeit verbirgt sich das Chaos menschlicher Beziehungen. Schauplatz von Edward Albees weltberühmtem Theaterstück ist eine Wohnung, in der zwei Ehepaare nach einer Party aufeinandertreffen. Die Gastgeber Martha und George kleben seit Jahren an ihren Lebenslügen und führen einen andauernden Ehekrieg mit klaren Spielregeln: Den anderen bzw. die andere kleiner machen, als er oder sie sich sowieso schon fühlt!

An diesem Abend, weit nach Mitternacht, besucht sie das junge Paar Nick und Honey. Sie sind neu in der Stadt – und offenbar bereit, sich den Spielregeln anzupassen: Zunächst sind sie nur Zaungäste des ehelichen Schauturniers, werden aber bald aus ihrer Zuschauerrolle gerissen, voll in den Fight der Gastgeberpaars einbezogen und müssen Stellung beziehen. Dabei wird auch das brüchige Fundament ihrer eigenen Beziehung immer deutlicher.

Autor Edward Albee ist 1962 mit Wer hat Angst vor Virginia Woolf? gewissermaßen die Mutter aller Eheschlachten und Ehedramen gelungen: voll von boshaftem Humor, messerscharfen Dialogen und überraschenden Wendungen. Im Kern ging es ihm um die Aufdeckung menschlicher Illusionen. Er zeigt mit Wehmut und Ironie das Bild des Menschen, dem offenbar alles zum Glücklichsein zur Verfügung steht und der doch nur um so schmerzvoller allein ist. Welche schauspielerischen Funken sich aus diesem düster funkelnden „Spiel bis zum Tod“ schlagen lassen, ist nicht erst seit der legendären Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton bekannt. Albees Stück ist bis heute ein beliebter moderner Klassiker auf den Bühnen – fragt sich nur, was uns immer wieder so fasziniert am Blick in den menschlichen Ehe-Abgrund? Um mit Marthas Worten zu sprechen: „Die Gäste sind da! Das Fest beginnt!“

Regie: Guy Clemens
Bühne, Kostüm: Dorothee Curio
Dramaturgie: Vasco Boenisch
Lichtdesign: Bernd Felder

Dauer: 2:10h, keine Pause
Sprache: Deutsch

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© Marcel Urlaub
Schauspiel

Sherlock Holmes jagt Dr. Watson

Bis Seite 27 nach Arthur Conan Doyle
von Angela Obst

Wenn die Welt verworren und dunkel erscheint, wenn Erbschaftsschleicher, Trickbetrüger und fiese Hunde ihr Unwesen treiben oder globale Netzwerke am Untergang der Welt arbeiten, dann ist stets auf einen Verlass: Sherlock Holmes. Der Meister der Deduktion, der 1886 das erste Mal die literarische Bildfläche betritt, ist seitdem nicht mehr von ihr wegzudenken. Bis heute hält er den Weltrekord als die am häufigsten in Film und Fernsehen vorkommende literarische menschliche Figur und ist DIE Blaupause für alle berühmten Film- und Fernsehdetektive, die Licht in unsere Alpträume bringen. In Arthur Conan Doyles Roman Das Zeichen der Vier, der Vorlage für die Inszenierung ist, treiben seltsame Zwillinge, ein Schatz aus Kolonialzeiten, giftige Dornen und ein gefährliches Täterpaar ihr Unwesen. Sherlock und sein unverwüstlicher Begleiter Dr. Watson begegnen alten Feinden und neuen Bekannten, Ohrwürmern und dem roten Faden, nach dem wir schon so lange suchen.

Regie: Robert Gerloff
Text: Angela Obst
Bühne, Video: Maximilian Lindner
Kostüm: Lara Hohmann
Musik: Cornelius Borgolte
Lichtdesign: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Angela Obst , Jasmin Maghames
Regieassistenz: David Goldmann
Bühnenbildassistenz: Anita Ackva
Kostümassistenz: Petra Panther
Soufflage: Sybille Hadulla-Kleinschmidt  / Jutta Schneider
Inspizienz: Christina Baston

Dauer: 1:50, keine Pause
Sprache: deutsch

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© Jörg Brüggemann / Ostkreuz
Schauspiel

Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat

nach dem Roman von Hervé Guibert
aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel

Im Paris der 1980er-Jahre genießt der junge Schriftsteller Hervé Guibert ein ausgelassenes Leben voller Freiheit, Lust und Liebe. Doch eines Tages tauchen bei seinem jugendlichen Lover seltsame Hautflecken auf. Langsam wird klar, dass sie Anzeichen einer unbekannten Krankheit sind, die sich schnell ausbreitet und letztlich auch Hervé bedroht. Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat erzählt von den Anfängen der Aids-Pandemie. Guibert beschreibt in seinem autobiografisch geprägten Roman die Bedrohung durch ein tödliches Virus und wie sich Angst, Hoffnung und Stigmatisierung auf Freundschaften und Beziehungen auswirken. Und welche Rolle die Pharmaindustrie in diesem Kampf ums Leben spielt. – Die Theaterinszenierung folgt den verschiedenen künstlerischen Spuren des Autors und Fotografen Hervé Guibert, der uns eindrücklich zeigt, was es heißt, in Zeiten von Krankheit sich und andere zu lieben.

Guiberts Geschichte nur als eine über Aids zu sehen, wäre ein Missverständnis. Vielmehr erzählt er von Liebe und Verrat, Berührungen, Freundschaft und Macht. Er schreibt von Personen, deren Leben auf verschiedene Art durch HIV verändert wurde: von seinem aidskranken Geliebten Jules, vom 1984 offiziell an Krebs gestorbenen Muzil (hinter dem sich Michel Foucault verbirgt) und von Bill, dem im Titel genannten Freund und Pharma-Manager, der ihm das Leben nicht gerettet hat. Immer wieder klammert sich Guibert an das Versprechen auf Heilung und stürzt von Hoffnung in Verzweiflung und wieder zurück.

Der Schriftsteller Guibert, 1955 in Paris geboren und dort 1991 verstorben – also in einer Zeit, als das Virus nach Europa kam und man(n) als Homosexueller schnell ausgestoßen wurde –, war auch Fotograf. Seine Bilder von Gegenständen, Zimmern und seine Selbstporträts spiegeln den Wunsch, das Leben festzuhalten und würdevoll zu gestalten. Zurzeit werden er und sein Werk in der bildenden Kunst und im Diskurs über den Umgang mit HIV wiederentdeckt. Sein Roman Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat und seine Fotografien erzählen nicht zuletzt davon, was es bedeutet, sich der Welt zuzumuten: in Schönheit, Selbstachtung, Sterblichkeit.

Regie führt Florian Fischer, der in Bochum bereits die Aufführung Geister und das Hörstück Unsichtbar inszenierte; 2019 wurde er mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis ausgezeichnet.

Regie: Florian Fischer
Bühne: Jonathan Mertz
Kostüm: Alexander Djurkov Hotter
Musik: Romain Frequency
Lichtdesign: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Vasco Boenisch , Jasmin Maghames
Regieassistenz: Stanislav Otremba
Bühnenbildassistenz: Anita Ackva
Kostümassistenz: Irina Geier , Pia Bührman , Jule Reichenbach
Sprachcoaching: Roswitha Dierck
Intimitätscoaching: Valentin Braun
Soufflage: Jutta Schneider
Inspizienz: Nora Köhler
Kostümhospitanz: Lilly Schmidt

Dauer: 2:10, keine Pause

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© Jörg Brüggemann / Ostkreuz
1 Schauspiel

Miranda Julys Der erste fiese Typ

nach dem Roman von Miranda July

in einer Fassung des Ensembles
aus dem Amerikanischen von Stefanie Jacobs

Schluckbeschwerden. Und einen Kloß im Hals, der einfach nicht verschwinden will. Philip, ihr Kollege und seit jeher der „Liebhaber in Gedanken“, hat ihr deswegen einen Farbtherapeuten empfohlen. Und da wird Cheryl Glickman, Anfang 40 und alleinstehend, ihm zuliebe auch hingehen. Auch wenn sich schließlich herausstellt, dass der über 60-jährige Philip eine andere liebt. Und – diese andere erst 16-jährig ist. Eines Tages zieht Clee, die grad 20-jährige Tochter ihres Chefs, bei Cheryl ein. Clee hängt vor allem ab: Sie mag Fernsehen, Chips und Cola light. Zunächst heißt es, sie bleibe nur für ein paar Tage. Doch dann breitet sie sich lust- und gewaltvoll in Cheryls Leben aus. Sie stellt auf den Kopf, was vermeintlich geordnet und in Systeme gefasst worden war. In ihrer beider Welt ist plötzlich alles möglich: jede Welt. Und jede Rolle darin.

Gemeinsam mit den Schauspielerinnen Maja Beckmann und Anna Drexler, der Sängerin Brandy Butler und der Videokünstlerin Rebecca Meining bringt Christopher Rüping den Erstlingsroman von Miranda July – Sprachrohr moderner Großstadtbewohnerinnen, ihrer Befindlichkeiten und (sexuellen) Neurosen – auf die Bühne. „Jede Zeile eine Überraschung: Wie Miranda July über Männer und Frauen schreibt, ist hochmodern und raubt einem schlicht den Atem“, schrieb Der Spiegel über Der erste fiese Typ, den die Tageszeitung Guardian – neben Tolstois Anna Karenina – unter die zehn eindringlichsten Liebesromane wählte.

Basierend auf dem Buch:
The First Bad Man
Copyright 2015, Miranda July
Alle Rechte vorbehalten

Regie: Christopher Rüping
Bühne: Jonathan Mertz
Kostüm: Lene Schwind
Video: Rebecca Meining
Musik: Brandy Butler
Lichtdesign: Christian Schweig
Dramaturgie: Benjamin von Blomberg

Dauer: 2:15h, keine Pause

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© Jörg Brüggemann / Ostkreuz
Schauspiel

Woyzeck

von Georg Büchner

Franz Woyzeck ist Soldat und Barbier, Diener des Hauptmanns, aber vor allem: prekäre Existenz, geschundene Kreatur. Er hört immer wieder Stimmen, zeigt deutliche Symptome von Schizophrenie. Ein fanatischer Doktor missbraucht ihn für fragwürdige Experimente – Woyzeck darf nur Erbsen essen, sonst nichts. Sein klägliches Honorar für diese unbekömmliche Diät erhält Marie, die Mutter seines Kindes, die ihn mit dem Tambourmajor betrügt. Als Woyzeck davon erfährt, tötet er sie am Seeufer mit einem Messer und verschwindet schließlich im Wasser. Doch nicht nur Marie hat ihn verraten und gedemütigt, die ganze Gesellschaft hat Woyzeck auf dem Gewissen.

Woyzeck ist kein Stück und doch so viel mehr als ein Stück. Ein sperriges Muster, das immer wieder neue Interpretationen zulässt. In der Bochumer Inszenierung ist Woyzeck nicht nur Opfer der Klassengesellschaft und seine entrückte Wahrnehmung ist nicht nur Begleiterscheinung von Alter und Krankheit. Für Woyzeck ist alles, was er in der Welt wahrnimmt, Information. Alles nimmt er ernst. Dieser innere Mahlstrom von Gedanken macht ihn gefährlich und verletzlich zugleich.

Georg Büchner, der die Arbeit an Woyzeck 1836 begann, war seiner Zeit meilenweit voraus. Mit diesem erst 1913 uraufgeführten schmalen Fragment hielt die Moderne Einzug in die deutsche Dramenliteratur. Der Text enthält ganze Kontinente menschlicher Abgründe, Himmel und Hölle in knappen 27 Szenen. Es geht um nichts Geringeres als die vollständige Deformation des Menschen zum Tier.

Johan Simons bringt Büchners bahnbrechendes Fragment mit Steven Scharf als Woyzeck und Anna Drexler als Marie auf die Bühne des Schauspielhauses.

Nestroy 2019 für die beste deutschsprachige Aufführung
Nestroy 2019 für Steven Scharf als bester Schauspieler

Regie: Johan Simons
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüm: Greta Goiris
Musik: Warre Simons
Soundassistenz: Jeske de Blauw
Video: Lennart Laberenz
Lichtdesign: Norbert Joachim , Bernd Felder
Dramaturgie: Koen Tachelet , Rita Czapka
Regieassistenz: Christian Feras Kaddoura
Bühnenbildassistenz: Sascha Kühne
Kostümassistenz: Martha Godau
Sprachcoaching: Roswitha Dierck
Soufflage: Isabell Weiland
Inspizienz: Ulrike Schaper
Übertitelinspizienz: Jonas Kissel  / Leonie Mevissen

Dauer: 1:30, keine Pause

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Schauspielhaus Bochum

Das Schauspielhaus Bochum ist seit mehr als hundert Jahren eine der führenden Spielstätten für zeitgenössisches Theater und darstellende Kunst in der deutschsprachigen Theaterszene. Seit 2018 ist Johan Simons Intendant. Er und das Team des Schauspielhaus Bochum verstehen diesen Ort als ein Stadttheater für das 21. Jahrhundert, in dem Künstler*innen aus verschiedenen Nationen und Kulturen und unterschiedlichen Disziplinen eine kreative Heimat finden. Das Herzstück des Theaters ist das feste Schauspielensemble, das kulturelle Einflüsse aus verschiedenen Nationen Europas und der Welt mitbringt.

In jeder Spielzeit produziert das Schauspielhaus Bochum neue Aufführungen von Schauspiel, Tanz und interdisziplinärer Kunst und gastiert damit auch in anderen Theatern in Deutschland und Europa sowie auf internationalen Festivals. Für sein herausragendes Programm wurde es im Jahr 2022 zum Theater des Jahres in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz gekürt.

Teil des Theaters ist auch das Junge Schauspielhaus, das seit 2018 von Cathrin Rose geleitet und dessen Programm von neuen Erzählformen für eine moderne und diverse Stadtgesellschaft geprägt wird.

Das Schauspielhaus Bochum verfügt über vier Spielstätten: das Schauspielhaus (bis zu 800 Plätze), die Kammerspiele (400 Plätze), das Oval Office (100 Plätze) und in 2 Kilometern Entfernung das Theaterrevier, die Spielstätte für Kinder- und Jugendtheater des Jungen Schauspielhauses.
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Kassenfoyer des Schauspielhauses
Königsallee 15, 44789 Bochum
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Aufführungen / Konzert Tonhalle Düsseldorf Düsseldorf, Ehrenhof 1
Aufführungen / Varieté Varieté et cetera Bochum Bochum, Herner Str. 299
Ereignisse / Tanz Tanztheater Wuppertal Pina Bausch Wuppertal, Kurt-Drees-Straße 4
Ereignisse / Tanz PACT Zollverein Essen, Bullmannaue 20a
Aufführungen / Theater Theater im Depot Dortmund Dortmund, Immermannstr. 29
Aufführungen / Theater Freilichtbühne Mülheim an der Ruhr Mülheim an der Ruhr, Dimbeck 2a
Aufführungen / Theater Consol Theater Gelsenkirchen Gelsenkirchen, Bismarckstr. 240
Aufführungen / Theater Theater Dortmund Dortmund, Theaterkarree 1 -3
Aufführungen / Theater Theater an der Ruhr Mülheim an der Ruhr, Akazienallee 61
Aufführungen / Theater Theater Duisburg Duisburg, Opernplatz
Aufführungen / Theater Ringlokschuppen Ruhr Mülheim an der Ruhr, Am Schloß Broich 38
Aufführungen / Theater Theater und Philharmonie Essen Essen, Opernplatz 10
Aufführungen / Theater Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel, Europaplatz 10
Aufführungen / Theater TheaterTotal Bochum, Hunscheidtstr. 154

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