zur Startseite
12

Schauspielhaus Bochum

In Bochum steht ein Schauspielhaus. Groß und stolz. Das schönste Theater der Welt, sagt man in Bochum. Die Adresse ist fürstlich: Königsallee. Der Eindruck von außen: ein Schiff, abfahrbereit der Stadt entgegenblickend.

Seit jeher bedeutet die Bühne die Welt, und deshalb soll die Welt auch hinein in dieses Theater. Sie darf es sprengen, ausdehnen, bis sich die weißen Säulen am Portal biegen, so wie in unserem neuen Signet: die Welt im schönsten Theater der Welt, zu Hause.
Und umgekehrt auch: ein Theater, das sich den Fragen der Welt stellt.

Aufbruch und neue Vielfalt verspricht die Spielzeit 2018/2019. Ein Aufbruch von sattsam bekannten Sichtweisen und Konventionen. Und ein Aufbruch in eine neue Zeit für das Schauspielhaus Bochum, in der kulturelle, politische und soziale Vielfalt
sein Gesicht prägen – so, wie sie es mit der Welt ja auch tun und mit unserer Heimat, dem Ruhrgebiet.

Kontakt

Schauspielhaus Bochum
Königsallee 15
D-44789 Bochum

Telefon: +49 (0)234 / 3333-5555
Fax: +49 (0)234 / 3333-5512

 

THEATERKASSE:
Königsallee 15
44789 Bochum
Tel. 0234 / 33 33 55 55
Email tickets@schauspielhausbochum.de
Bewertungschronik

Schauspielhaus Bochum bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Schauspielhaus Bochum

Schauspiel

Am laufenden Band

nach dem Roman von Joseph Ponthus
aus dem Französischen von Mira Lina Simon und Claudia Hamm

Premiere: 24.3.2023

Den Karton mit 20 kg Tofu öffnen. Die Dreikilobeutel auf die Arbeitsfläche legen. Mit dem Cutter öffnen. Den Tofu senkrecht auf ein waagerechtes Stahlsieb packen. Brackwasser abtropfen lassen. Von vorne beginnen. Neun Stunden lang. Joseph Ponthus verwischt in seinem Versroman gekonnt die Grenzen zwischen Autor, Erzähler und fiktiver Figur. So steht Ponthus selbst am Band und schaufelt sich am nächsten Tag durch 40 Tonnen gefrorener Garnelen. Er schiebt Schicht um Schicht um Schicht, entfernt kleinste Fleischreste aus den feinen Zahnrädern gewaltiger, hämmernder Fleischmaschinen. Die gleichförmige Wiederholung der brutalen Einfachheit. Die Fabrik. Ein Handschlag gleicht dem nächsten.

Für zweieinhalb Jahre geht Joseph Ponthus an das Fließband. Verpackt Fertiggerichte. Sortiert Fische. Reinigt nachts die Schweine-Zerlege-Halle vom Blut und Fett der geschlachteten Tiere. Allerdings tut er das als ein idealisierender Tourist, der überzeugt davon ist, die Fabrik verlassen zu können, wenn es an der Zeit ist. Denn Ponthus bleibt in einer privilegierten Distanz, aus der er – manchmal verklärt, manchmal verherrlichend, aber immer solidarisch – auf einen Ort blickt, der die Menschen kompromisslos verschleißt, die das Fabrik-Band am Laufen halten. Um den extremen Bedingungen standzuhalten, orientiert sich der ehemalige Sozialarbeiter an seinen literarischen Vorbildern, bildet sich mit romantischen Reflexionen einen Weg durch den brutalen Fließbandalltag. Anschließend berichtet er beinahe zärtlich und mit viel Humor von seiner Zeit in den Fabriken und von „seinen“ Arbeitern. So versucht der Erzähler nicht nur sich, sondern auch den zahllosen und unsichtbaren Menschen, die nicht den Luxus haben, nur auf Zeit in der modernen Sklaverei der Lebensmittelindustrie zu arbeiten, eine Sprache zu verleihen. Und er verbindet dadurch die Stimme des Arbeiters mit der des Intellektuellen.

In seinem 2019 erschienenen autofiktionalen Text Am laufenden Band – der zugleich Manifest, Gedicht, Roman und Aufschrei ist – verhandelt der französische Autor Joseph Ponthus überraschend positiv den Teil der Arbeit, derer Nutznießer wir alle sind, die sich aber im toten Winkel der Gesellschaft befindet. An den Rändern unseres Kapitalismus stehen die Fabriken der Massenproduktion, die die Länder mit grammgenau verpackten Prinzessbohnen und vorgeschälten Gambas versorgt. Doch auf wessen Schultern lastet der als selbstverständlich genommene Luxus?

Regisseur Tom Schneider, der in Bochum bereits Bilder deiner großen Liebe und Die Hydra inszenierte, macht sich anhand des preisgekrönten Romans auf eine theatral-musikalische Spurensuche in die Schattenbereiche unserer Arbeitswelt – und nach dem, was davon übrigbleiben wird.

Regie: Tom Schneider
Bühne: Nadja Sofie Eller
Kostüm: Andrijana Trpković
Musik: Daniel Nerlich
Lichtdesign: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Marvin L. T. Müller

Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

Am laufenden Band bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Am laufenden Band

Schauspiel

Woyzeck

von Georg Büchner

Premiere: 15.4.2023

Franz Woyzeck ist Soldat und Barbier, Diener des Hauptmanns, aber vor allem: prekäre Existenz, geschundene Kreatur. Er hört immer wieder Stimmen, zeigt deutliche Symptome von Schizophrenie. Ein fanatischer Doktor missbraucht ihn für fragwürdige Experimente – Woyzeck darf nur Erbsen essen, sonst nichts. Sein klägliches Honorar für diese unbekömmliche Diät erhält Marie, die Mutter seines Kindes, die ihn mit dem Tambourmajor betrügt. Als Woyzeck davon erfährt, tötet er sie am Seeufer mit einem Messer und verschwindet schließlich im Wasser. Doch nicht nur Marie hat ihn verraten und gedemütigt, die ganze Gesellschaft hat Woyzeck auf dem Gewissen.

Woyzeck ist kein Stück und doch so viel mehr als ein Stück. Ein sperriges Muster, das immer wieder neue Interpretationen zulässt. In der Bochumer Inszenierung ist Woyzeck nicht nur Opfer der Klassengesellschaft und seine entrückte Wahrnehmung ist nicht nur Begleiterscheinung von Alter und Krankheit. Für Woyzeck ist alles, was er in der Welt wahrnimmt, Information. Alles nimmt er ernst. Dieser innere Mahlstrom von Gedanken macht ihn gefährlich und verletzlich zugleich.

Georg Büchner, der die Arbeit an Woyzeck 1836 begann, war seiner Zeit meilenweit voraus. Mit diesem erst 1913 uraufgeführten schmalen Fragment hielt die Moderne Einzug in die deutsche Dramenliteratur. Der Text enthält ganze Kontinente menschlicher Abgründe, Himmel und Hölle in knappen 27 Szenen. Es geht um nichts Geringeres als die vollständige Deformation des Menschen zum Tier.

Johan Simons bringt Büchners bahnbrechendes Fragment mit Steven Scharf als Woyzeck und Anna Drexler als Marie auf die Bühne des Schauspielhauses.

Regie: Johan Simons

Woyzeck bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Woyzeck

Schauspiel

[BLANK]

von Alice Birch

Premiere: 29.4.2023

Für ihre zweite Inszenierung am Schauspielhaus Bochum nach Lorenzaccio von Alfred de Musset wird sich Nora Schlocker mit einem zeitgenössischen Text, den 100 frei zusammensetzbaren Szenen des Stückes [BLANK] der renommierten britischen Schriftstellerin Alice Birch auseinandersetzen. Drei Teenager versuchen, das perfekte Instagram-Video über den Mord an einem Mädchen zu drehen. Eine Frau erwacht, als ihre Tochter auf der Suche nach Geld in ihre Wohnung einbricht. In einem Kinderzimmer markiert eine Linie aus Klebeband eine unüberwindliche Grenze. Eine verzweifelte Frau bettelt vor einem Frauenhaus um Einlass. Und das selbstzufriedene Geplänkel eines intellektuellen Freundeskreises gerät ins Stocken, als eine*r der Anwesenden das zur Schau gestellte Selbstverständnis und die vermeintliche Toleranz voller Wut in Frage stellt.

In diesem Stück geht es um die allgegenwärtigen Erlebnisse von Gewalterfahrung und Gewaltausübung, um das Versagen des Sozialstaats, darum, was es heißen kann, in einem Umfeld von Kriminalität, Drogen und Missbrauch aufzuwachsen, ohne den Schutz von Eltern, die, selbst hilflos diesen übergreifenden Mechanismen gegenüber, nicht mehr wissen, geschweige denn vorleben können, was Liebe und Geborgenheit bedeuten. [BLANK] zeigt Kinder und Familien, die mit dem Straf- und Sozialsystem in Berührung kommen, ihre Bemühungen, aus dem Kreislauf von Gewalt und Missbrauch auszubrechen, die Unzulänglichkeit der Institutionen, die Ignoranz der anderen. Aber zugleich auch die Sehnsucht nach Verbindung, Liebe, Momente der Zuwendung und überraschenden Humor. Je nach Auswahl der Szenen entstehen Verbindungen, variierende Geschichten – und zugleich Figuren, die mehr sind als die Summe ihrer Verletzungen.

Alice Birch gehört zu den gefragtesten Stimmen der jungen britischen Literaturszene. Sie schreibt für Theater und Film und wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem British Independent Film Award, dem Preis des Turiner Filmfestivals und dem Susan Smith Blackburn Preis für englischsprachige Dramatikerinnen. „Faszinierend, emotional präzise, poetisch, dabei nie prätentiös oder unglaubwürdig … die Spieler*innen wechseln zwischen den Rollen wie Geister, deren fluide Identitäten danach fragen, ob wir uns unsere Leben aussuchen und wie wir uns ihnen widersetzen können.“ (Time Out)

Regie: Nora Schlocker

[BLANK] bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte [BLANK]

Schauspiel

Macbeth

von William Shakespeare

Premiere: 12.5.2023

Schottland, vor langer Zeit. Der Krieg ist vorbei. Macbeth und sein Freund Banquo kehren vom Schlachtfeld zurück. Sie haben gewonnen, sind voller Adrenalin, ihre Schwerter feucht noch vom Blut. Von überall hallt der Name Macbeth wider, schwirrt die Luft vor Geschichten, wie leicht ihm das Morden fiel. Macbeth dem Helden, Killer im Dienst vom König und Vaterland, fällt eine große Zukunft anheim. Seltsame Kreaturen sagen ihm das Königtum voraus. Was dafür benötigt wird, sind Handlungen, die im Blut baden. Macbeth soll nur auf den Blutdurst hören, der in ihm wohnt. Von seiner Frau ermutigt, mordet er sich seinen Weg zur absoluten Macht frei: zuerst den König, dann seine besten Freunde, dann ihre Familien inklusive ihrer Kinder. Die Voraussage der Hexen scheint erfüllt, zumindest teilweise. Die Freude der absoluten Macht aber fehlt. Macbeth und seine Lady werden von Schuldgefühlen und Reue verzehrt. Unabwendbar wird auch der zweite Teil der Voraussage sich erfüllen, wie unwahrscheinlich auch dessen Voraussetzungen sind. Von Freund und Feind verlassen, bleibt Macbeth nur eine Befreiung – die von sich selbst.

Macbeth ist Shakespeares kürzeste und blutigste Tragödie. Das zwischen 1603 und 1607 geschriebene Werk basiert teilweise auf der wahren Geschichte des schottischen Königs Macbeth (1005–1057), der 1040 den Thron bestieg, indem er König Duncan I. tötete. Obwohl seine Taten uns als unvorstellbar und unmenschlich erscheinen, gibt es das unbehagliche Gefühl, Macbeth sei nicht nur Monster. Auch wenn er in Blut badet, denkt Macbeth über seine Menschlichkeit nach, betrachtet seine Handlungen als Ausdruck eines größeren Gedankens: ein schwarzer Gedanke, aber ein Gedanke. Er erinnert uns daran, dass der Mensch ein reflektierendes Tier ist. Macbeth ist der Mensch, der wir sein könnten, wenn jemand bei uns die falschen Knöpfe drückt. Schaudernd vor Macbeths Verbrechen, schaudern wir vor uns selbst.

Jens Harzer und Johan Simons verbindet seit Jahren eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit, von der Inszenierungen wie beispielsweise Der Schimmelreiter von Theodor Storm, Deutschstunde von Siegfried Lenz oder Dostojewskijs Der Idiot zeugen. Am Schauspielhaus Bochum ist, nach Heinrich von Kleists Penthesilea und Anton Tschechows Iwanow, Macbeth nun ihre dritte gemeinsame Arbeit.

Regie: Johan Simons
Textfassung: Koen Tachelet
Bühne: Nadja Sofie Eller
Video: Florian Schaumberger
Kostüm: Greta Goiris
Lichtdesign: Bernd Felder

Macbeth bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Macbeth

Jugendprogramm

SPLASH

UN/COMING OF AGE | für Menschen ab 14 Jahren
von Henrike Iglesias und der Drama Control

Premiere: 13.5.2023

Da ist sie, die erste Produktion, die komplett von der Drama Control (DC) beauftragt wird! Die DC hat das Stück Fressen von Henrike Iglesias digital bei einem Festival gesehen. Danach war sie aufgewühlt und total begeistert. Sie hat Kontakt zu den Künstler*innen aufgenommen, und es war schnell klar, dass sie im Theaterrevier in Bochum ein Stück entwickeln sollen. Es wird SPLASH / uncoming of age heißen.. Es wird um junge Menschen gehen und um Themen wie Selbstbestimmung, Macht und Gender.

Annika von der Drama Control über Henrike Iglesias: „Henrike Iglesias tun nicht so, als seien sie ein Spiegel, der die Probleme des menschlichen Zusammenlebens abbildet, es geht ihnen nicht darum, einen Lehrauftrag zu erfüllen, und sie fixieren sich nicht auf die Position des Vorbilds. Wir haben sie nicht wegen dem, was sie nicht sind, eingeladen, sondern weil wir das, was sie machen, vermisst haben. Wie viel sie auf der Bühne teilen, beeindruckt uns sehr, und wir freuen uns darüber, dass sie es jetzt auch dem Publikum im Theaterrevier mitgeben können.”

SPLASH bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte SPLASH

Schauspiel

Nicht wie ihr

Dies ist die Geschichte des Starfußballers Ivo Trifunović. Über den Fußball sagt er: „Die Frage ist nicht, ob man Fußball liebt, sondern ob man Fußball braucht.“ Ivo braucht ihn, und er hat es geschafft: Chelsea, Real Madrid, HSV, Everton, österreichische Nationalmannelf, EM, WM, Champions League. Aktuell ist es nicht ganz klar, wie es mit seiner Karriere weitergeht, immerhin ist er 27. Zwischen Trainings- und Regenerationseinheiten, endlosen Besprechungen, dem Mental-Blabla der Fitnessheinis, wütenden Trainern und verfressenen Funktionären langweilt Ivo sich und wartet – bei 100.000 Euro in der Woche – auf das nächste Spiel. Ivos Familie kommt aus Serbien, er selbst ist in Wien aufgewachsen. Er liebt seine bosnische Oma und seine Kumpels aus den Käfigen, in denen alles angefangen hat. Und natürlich liebt er seine Frau Jessy und die zwei Kinder. Als er einmal mit seinem Bugatti vor einem Hotel auf Jessy wartet, sieht er Mirna. Mirna, die Göttin seiner Jugend, der Schwarm aller Jungs. Sie verabreden sich, und ab sofort kann Ivo an nichts anderes mehr denken und hört heimlich die Songs der Playlist durch, die Mirna ihm nach ihrem ersten Date geschickt hat.

Eingebettet in die Namen realer Spitzenfußballer und Vereine und vor der Kulisse realer Sportereignisse tauchen wir in die Gedankenwelt dieses fiktiven Ivo Trifunović ein. Er teilt uns seine Sicht auf die Welt mit, das heißt auf den Fußball, auf die Liebe und die Familie. Und auf die Frage von Zugehörigkeit und Ausgrenzung.

Nicht wie ihr bietet in einer unterhaltsamen, direkten Sprache eine sehr spezielle Perspektive auf das (Macho-)Geschäft Fußball. Nicht im Theater, sondern in Vereinsheimen von Bochumer Fußballvereinen wird diese Aufführung nach dem gleichnamigen Roman von Tonio Schachinger gezeigt werden. Ganz sicher nicht nur vor Fußballfans!

Regie: Malte Jelden
Bearbeitung: Malte Jelden, Dorothea Neweling
Bühne: Malte Jelden
Kostüm: Sophia Deimel
Dramaturgie: Dorothea Neweling

Fr.10.03.
19:30 — 20:40
Vereinsheim CSV Sportfreunde Bochum-Linden e. V. (Hilligenstr. 20, 44879 Bochum; Parkplatz: Hasenwinkelerstr. 75)

Do.30.03.
19:30 — 20:40
Vereinsheim LFC Laer 1906 (Havkenscheider Straße 31, 44803 Bochum)

Sa.15.04.
19:30 — 20:40
Vereinsheim DJK Adler Riemke (Feenstr. 7-9, 44807 Bochum)

Nicht wie ihr bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Nicht wie ihr

Schauspiel

Das Tierreich

von Nolte Decar

Es ist der erste Tag der Sommerferien. Die Schülerinnen und Schüler haben Zeugnisse bekommen, und sechs Wochen Freiheit liegen vor ihnen. Der Marktplatz der Kleinstadt blitzt im Ostwind, und vor der italienischen Eisdiele warten Plastikstühle im Freien. Der Sommer ist angenehm warm, in der Luft liegen die Verheißungen des Erwachsenwerdens. Viel gibt es hier nicht zu tun, außer Eis essen, Musik hören oder Musik machen, Witze reißen, Federball spielen, Rad fahren, Salto üben. Einige müssen jobben, andere möchten vielleicht ein Paar werden. Die Atmosphäre liegt irgendwo zwischen Langeweile und einer noch zögerlichen Lust auf Zukunft.

Das Tierreich ist ein Panorama des Erwachsenwerdens. Die gemeinschaftliche Erzählung eines Sommers durch eine Gruppe Jugendlicher und eine kurzweilige Reihe vieler Szenen in wechselnden Konstellationen. Für die 21 jungen Menschen geht es um Politik und Philosophie, um Liebe, Rache, Neid. Als das Schicksal zuschlägt – hier in Form eines Leopard-II-Panzers, der auf die Schule fällt (!), und eines folgenschweren Autounfalls, wird die Unbeschwertheit des Sommers auf die Probe gestellt. Und, ach ja: Die Beinahe-Hauptfigur ist ein Chinchilla. Wem es gehört, wer es vermisst, wohin es gerät und wer schuld ist und ob das dann herauskommt, gehört nicht unwesentlich zu diesem Sommer.

Das Tierreich von Jakob Nolte und Michel Decar bietet viele Figuren und viel Stoff für die elf Schauspiel-Studierenden der Folkwang Universität der Künste, und es ist dabei alles andere als ein Jugendstück. Die Autoren sind Ende der 1980er Jahre in westdeutschen Kleinstädten aufgewachsen. Ihr Stück wurde 2013 mit dem Brüder-Grimm Preis des Landes Berlin ausgezeichnet und für den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2014 nominiert.

Die Inszenierung in den Kammerspielen übernimmt die renommierte Regisseurin Friederike Heller, die u.a. am Staatsschauspiel Dresden, Burgtheater Wien, Schauspiel Hannover und an der Schaubühne Berlin arbeitet. Es ist ihre erste Inszenierung am Schauspielhaus Bochum.

Regie: Friederike Heller
Bühne, Kostüm: Sabine Kohlstedt
Musik: Peter Thiessen
Lichtdesign: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Dorothea Neweling

Sprache: Deutsch

Das Tierreich bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Das Tierreich

1 Schauspiel

Das Gespenst der Normalität

von Saara Turunen

Ein Mann, so hellhaarig und hellhäutig, dass man ihn am liebsten als Albino bezeichnen würde, liest eine Traueranzeige vor. So beginnt das Stück. Der „Albino“ wird von einer Frau gespielt. Seine Identität passt in keine Schublade. In der letzten Szene werden wir seine Beerdigung sehen, in der er offen fragt, warum niemand so schöne Dinge wie in der Trauerrede zu ihm gesagt habe, als er noch am Leben war.

Figuren wie er tauchen auf und ab und wieder auf in dem sonderbaren Szenenreigen Das Gespenst der Normalität der finnischen Autorin und Regisseurin Saara Turunen. Der Titel ist inspiriert von Luis Buñuels Film Das Gespenst der Freiheit. Wo der Film die gesellschaftliche Freiheit in surrealistischen Episoden untersucht, bohrt sich das Theaterstück in unsere Vorstellungen vom Normalen und Alltäglichen. Es erzählt von der Sehnsucht nach dem Gewohnten, aber auch von der Bedrohlichkeit des Andersseins, der Angst, sich von der Menge abzuheben.

Minimalistische Szenen, ruhig, manche ganz ohne Sprache, versehen mit einem feinen Humor, fügen sich nahtlos aneinander und entwickeln einen fast filmischen Sog: eine Familie beim Fernsehen, eine kleine Hochzeitsfeier, eine Frau, die Vokabeln lernt, eine Frau beim Paartherapeuten, Schulkinder im Chorunterricht oder junge Männer in einem Nachtclub. Doch diese Idyllen haben feine Risse: Die Welt ist in diesem Stück ein Durchgangszimmer, in dem jede und jeder zu Hause und auch wieder fremd ist. Diese Menschen haben Wünsche und Ängste; sie wollen dazugehören, nicht auffallen, sich frei entfalten oder andere in ihre Schranken weisen. Saara Turunen, Jahrgang 1981, erzählt hiervon in einer ganz eigenen Theatersprache, die eine Entdeckung im deutschsprachigen Theater ist. Sie verfremdet das Gewöhnliche, indem sie eine absurde Welt aus traumartigen Bildern erschafft. Fast so, als wären die skurrilen Melancholiker aus den Filmen von Roy Andersson oder Aki Kaurismäki in die klaustrophobischen Kunst-Tableaus einer Theateraufführung von Susanne Kennedy geraten. Wie das aussieht? Jedenfalls alles andere als normal.

Die finnische Originalversion entstand 2016 am Q-teatteri in Helsinki und dem Tampereen Teatterikesä.

Aus dem Finnischen von Stefan Moster

Regie: Saara Turunen
Bühne: Milja Aho
Kostüm: Laura Haapakangas, Liisa Pesonen
Sounddesign: Tuuli Kyttälä
Choreografie: Janina Rajakangas
Lichtsesign: Erno Aaltonen
Dramaturgie: Dorothea Neweling

Koproduktion mit Turunen Company. Unterstützt von Arts Promotion Centre Finland, Alfred Kordelin Foundation, The Finnish Cultural Foundation, Goethe Institut Finnland & TINFO - Theatre Info Finland

Dauer: 1:40h, keine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

Das Gespenst der Normalität bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Das Gespenst der Normalität

Schauspiel

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

von Edward Albee
aus dem Englischen von Alissa und Martin Walser

Der Titel klingt fröhlich, wie eine Variante des Kinderlieds Wer hat Angst vor dem bösen Wolf? Aber hinter dieser scheinbaren Harmlosigkeit verbirgt sich das Chaos menschlicher Beziehungen. Schauplatz von Edward Albees weltberühmtem Theaterstück ist eine Wohnung, in der zwei Ehepaare nach einer Party aufeinandertreffen. Die Gastgeber Martha und George kleben seit Jahren an ihren Lebenslügen und führen einen andauernden Ehekrieg mit klaren Spielregeln: Den anderen bzw. die andere kleiner machen, als er oder sie sich sowieso schon fühlt!

An diesem Abend, weit nach Mitternacht, besucht sie das junge Paar Nick und Honey. Sie sind neu in der Stadt – und offenbar bereit, sich den Spielregeln anzupassen: Zunächst sind sie nur Zaungäste des ehelichen Schauturniers, werden aber bald aus ihrer Zuschauerrolle gerissen, voll in den Fight der Gastgeberpaars einbezogen und müssen Stellung beziehen. Dabei wird auch das brüchige Fundament ihrer eigenen Beziehung immer deutlicher.

Autor Edward Albee ist 1962 mit Wer hat Angst vor Virginia Woolf? gewissermaßen die Mutter aller Eheschlachten und Ehedramen gelungen: voll von boshaftem Humor, messerscharfen Dialogen und überraschenden Wendungen. Im Kern ging es ihm um die Aufdeckung menschlicher Illusionen. Er zeigt mit Wehmut und Ironie das Bild des Menschen, dem offenbar alles zum Glücklichsein zur Verfügung steht und der doch nur um so schmerzvoller allein ist. Welche schauspielerischen Funken sich aus diesem düster funkelnden „Spiel bis zum Tod“ schlagen lassen, ist nicht erst seit der legendären Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton bekannt. Albees Stück ist bis heute ein beliebter moderner Klassiker auf den Bühnen – fragt sich nur, was uns immer wieder so fasziniert am Blick in den menschlichen Ehe-Abgrund? Um mit Marthas Worten zu sprechen: „Die Gäste sind da! Das Fest beginnt!“

Regie: Guy Clemens
Bühne, Kostüm: Dorothee Curio
Dramaturgie: Vasco Boenisch
Lichtdesign: Bernd Felder

Dauer: 2:10h, keine Pause
Sprache: Deutsch

Wer hat Angst vor Virginia Woolf? bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

4 Schauspiel

Das neue Leben

where do we go from here
frei nach Dante Alighieri, Meat Loaf und Britney Spears

Und jetzt stellen wir uns vor: Wir sind neun Jahre alt und treffen die Liebe unseres Lebens. Wir treffen sie nicht wirklich, es ist nur ein Blick. Aber wir sind wie geblendet. Mit 18 sehen wir sie wieder: ein Gruß (kein Kuss) von ihr, weit weg. Und eigentlich war es das auch schon. Kein Wort, kein Kontakt. Doch unser ganzes Leben werden wir dieser Liebe widmen.

Dann geht es uns wie Dante Alighieri. Ein Italiener, im Jahr 2021 jährt sich sein Todestag zum 700. Mal, einer der größten Schriftsteller Europas aller Zeiten. Aber das ist jetzt erst einmal zweitrangig. Versetzen wir uns in seine Lage, seine und die seiner Angebeteten. Beatrice! Scheu bleibt er auf Distanz. Denn sobald er sich ihr nähert, verliert er die Fassung und wird ausgelacht. Er täuscht sogar andere Beziehungen an, um seine wahre Liebe zu vertuschen. Das macht es am Ende nur schlimmer. Als die Pest wütet und Beatrice jung verstirbt, hat er nichts erreicht – außer einem Stapel glühender Liebesgedichte und Liebeslieder. Was nützt die Liebe in Gedanken? Viel. Wie in einem Tagebuch bündelt er in Das neue Leben seine Erlebnisse, Träume, auch spirituelle Zahlenmystik und vor allem seine jugendliche Liebeslyrik, die er für das Publikum interpretiert wie Schulgedichte, um sicherzugehen, dass auch ja alle ihn verstehen. Für Dante beginnt ein neues Leben durch innere Erneuerung. Sein Werk steht auch dafür, wie Dichtung durch Liebe inspiriert wird. Am Ende gilt ein Wunsch: Dante will Beatrice wiedersehen. Und hierfür schreibt er, rund 20 Jahre später, sein Jahrtausendwerk: Die Göttliche Komödie. Ein Ritt durch Hölle, Fegefeuer bis ins Paradies – wo er Beatrice wieder trifft. Und erstmals mit ihr spricht. Auf Erden nicht möglich, im fiktiven Himmel schon.

Die Hoffnung auf eine zweite Chance hat jede*r schon einmal verspürt. Auf einen Neuanfang. Wie macht man das eigentlich, fragt sich Regisseur Christopher Rüping bei seiner ersten Arbeit am Schauspielhaus Bochum. Seine Inszenierungen sind ebenso zarte wie überschwängliche Abende, in denen die Spielenden sich und dem Publikum frei begegnen können und die ihn zu einem der prägenden Regisseur*innen im deutschsprachigen Theater gemacht haben. Mit dem Ensemble begibt er sich auf eine Erkundungsreise durch Dantes Liebeswelt und die seiner popkulturellen Erben, von Britney Spears bis Meat Loaf. Love is all. Zusammen suchen wir, auch nach dieser langen Zeit verhinderter zwischenmenschlicher Begegnungen: Was kann das neue Leben sein, wenn das alte nicht mehr möglich ist. Wie fangen wir neu an? Where do we all go from here? Beatrice weiß vielleicht eine Antwort.

Auf Grundlage einer Übersetzung von Thomas Vormbaum

Regie: Christopher Rüping
Bühne: Peter Baur
Kostüm: Lene Schwind
Musik: Jonas Holle, Paul Hankinson
Lichtdesign: Bernd Felder
Dramaturgie: Vasco Boenisch

Eine Produktion des Schauspielhaus Bochum, im Rahmen von Transfer Bochum/Zürich

Dauer: 2:10h, keine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

Das neue Leben bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Das neue Leben

Schauspiel

Underworlds

A Gateway Experience
von BVDS

Im griechischen Mythos von Amor und Psyche reist die schöne Psyche in die Unterwelt, um für die Göttin Venus eine Salbe zu besorgen. In Lewis Carrolls Erzählung stürzt Alice durch einen Kaninchenbau in das Wunderland und erkundet den fantastischen Ort. Die junge Dorothy wird bei Lyman Frank Baum von einem Wirbelsturm in das Land der Munchkins gefegt und folgt dem gelben Ziegelsteinweg in die Smaragdstadt.

Inspiriert von dem Archetypus des „kleinen Mädchens“, welches eine Reise ins Unbekannte antritt, begibt sich das Theaterkollektiv BVDS auf eine feministische Reise in die Unterwelten. Wie kann eine „Heldenreise“ aussehen, wenn die Frau nicht das begehrte Objekt am Ende der Reise, sondern die Reisende selbst ist? Untersucht wird keine physische Reise, sondern das Reisen ins Innere – nicht als Übung in Vorstellungskraft, sondern als ein realer und tiefgreifender Prozess der Transformation.

Basierend auf dem Medizinrad der Inka, einer Art Landkarte der spirituellen Einswerdung mit der Schöpfung, beschreibt die Schamanische Reise in die Unterwelt die Befreiung vom Zugriff des Todes. Sich den eigenen Ängsten zu stellen, bedeutet auch, diese zu überwinden und damit die tief verborgenen Gedanken und Verbindungen zu lösen: sich selbst mit all den Fehlern und Problemen konfrontieren und sie zu akzeptieren. BVDS gehen auf ihrer Suche nach Transformationen vom Prinzip aus, dass alles imaginär ist. Alles, was wir wahrnehmen, ist eine Projektion unserer inneren Welt, sodass die (Außen-)Welt den Zustand unserer Seele perfekt widerspiegelt. Wie sehen also diese Unterwelten aus, in die das „kleine Mädchen“ Ebene um Ebene ins eigene Unbewusste hinabsteigt und sich den leibhaftigen Auswüchsen der eigenen Angst stellt?

Hinter der Abkürzung BVDS stecken die niederländischen Theatermacherinnen Suzan Boogaerdt und Bianca van der Schoot, die nach Headroom nun mit einer Neukreation ans Schauspielhaus Bochum zurückkehren. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Performance und Videoinstallation und erschaffen so eine Synergie aus darstellender und bildender Kunst: Zwischen der Black Box des Theaterraums und dem White Cube der Galerien eröffnen BVDS einen eigenen Grey Space, Grenzräume, die dazu einladen, sich auf die neu entstehende (virtuelle) Welt einzulassen und neue Realitäten zu träumen.

Regie: Bianca van der Schoot
Bühne: Lena Newton
Kostüm, Masken, Objekte: Lotte Goos
Lichtdesign: Sirko Lamprecht, Wolfgang Macher
Sounddesign: Remco de Jong, Florentijn Boddendik
Videodesign: Mikko Gaestel
Dramaturgie: Jasmin Maghames

Eine Koproduktion von Boogaerdt/VanderSchoot, dem Theater Rotterdam und dem Schauspielhaus Bochum

Dauer: 1:30h, keine Pause
Sprache: Englisch und Deutsch mit deutschen und englischen Übertiteln

Underworlds bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Underworlds

Schauspiel

Who the F*** are you

... mich zu fragen, woher ich WIRKLICH komme?
von Mercy Dorcas Otieno

Wer bildet ihr euch ein zu sein, dass ihr mich fragt, woher ich komme? Von dieser Provokation aus nimmt uns das Bochumer Ensemblemitglied Mercy Dorcas Otieno mit auf den Hürdenlauf einer Identitätskonstruktion. Im Laufe des von ihr entwickelten Abends reflektiert die Spielerin, inwiefern wir selbst bestimmen, wer wir sind. Und welche Macht eine fremde Gesellschaft über die eigene Selbstkonstruktion erlangen kann. Welche Privilegien werden uns von der Gesellschaft rein aufgrund unserer Identität gewährt? Mit wütendem Lachen und all den lauten und leisen Zwischentönen des Identitätszweifelns stellt dieser Abend seinem Publikum unangenehme Fragen – wie ein guter Einbürgerungstest.

Text: Mercy Dorcas Otieno, Orane Courtalin
Regie: Mercy Dorcas Otieno
Bühne: Mercy Dorcas Otieno
Mitarbeit Bühne: Lennart Lemster
Kostüme: Lasha Iashvili
Musik: Ramadu Moyo (erschienen bei 10th District Music), Blessing Nqo, Stango & Nongoma, Jonathan Wise
Dramaturgie: Orane Courtalin, Felicitas Arnold

Dauer: 1:15h, keine Pause

Who the F*** are you bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Who the F*** are you

Schauspiel

Der Würgeengel

Psalmen und Popsongs
nach dem gleichnamigen Film von Luis Buñuel

In Luis Buñuels surrealistischem Filmklassiker verbringt eine illustre Gesellschaft in einer Villa einen gemeinsamen Abend. Seltsam ist jedoch, dass keiner der Gäste nachts den Absprung findet. Aus unerfindlichen Gründen scheint kein Weg nach draußen mehr möglich, obgleich die Türen offen sind. Und so beginnt eine Zeit des Wartens und Verzweifelns, Hunger, Durst und Kälte setzen den scheinbar Eingeschlossenen zu, es kommt zu Zerwürfnissen, Übergriffen und der Suche nach einem Sündenbock … Heutzutage scheinen wir ähnlich ratlos, wie wir dem Würgegriff der immer schneller wechselnden Krisen – oder ist es dieselbe in verschiedener Gestalt? – entkommen können. Regisseur Johan Simons begibt sich mit einer Handvoll Schiffbrüchiger und viel Musik auf die Suche nach der Unterbrechung der ewigen Wiederholung.

Regie: Johan Simons
Komposition: Steven Prengels, Moritz Bossmann
Bühne: Johannes Schütz
Kostüm: Katrin Aschendorf
Lichtdesign: Bernd Felder
Video: Voxi Bärenklau
Dramaturgie: Angela Obst, Marleen Ilg

Dauer: 1:40h, keine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

Der Würgeengel bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Der Würgeengel

Schauspiel

Der Bus nach Dachau

Ein 21st Century Erinnerungsstück
von De Warme Winkel und Ensemble

Ein nie verfilmtes Drehbuch aus den 1990er Jahren ist Startpunkt für einen überraschenden Theaterabend über das Konzentrationslager Dachau. Auf der Bühne entsteht der Film, der erzählt, wie ehemalige niederländische KZ-Häftlinge zur Gedenkstätte nach Dachau reisen. Die Schauspieler*innen am Set diskutieren über die Darstellbarkeit der Gräuel, streiten über Dialoge und stellen infrage, ob man dem Holocaust überhaupt mit künstlerischen Mitteln gerecht werden kann. Und sie thematisieren die Frage, wie die Erinnerung an den Nationalsozialismus im 21. Jahrhundert lebendig gehalten werden kann.

Der Bus nach Dachau entsteht unter Leitung der niederländischen Theatergruppe De Warme Winkel gemeinsam mit den Spieler*innen. Kein Dokumentartheater, sondern ein Abend voller Humor, Übertreibung, Fantasie, Ironie und mit großer Spielfreude. Die letzten Zeitzeug*innen sterben unweigerlich aus, deshalb ist es Zeit für neue Formen der Erinnerungskultur – auch im Theater.

Konzept, Text, Regie: De Warme Winkel
Bühne: Theun Mosk
Kostüm: Bernadette Corstens
Sounddesign: Richard Alexander
Lichtdesign: Jan Hördemann

Eine Produktion von Schauspielhaus Bochum und De Warme Winkel, Koproduzent Internationaal Theater Amsterdam

Dauer: 1:30h, keine Pause
Sprache: Deutsch

Der Bus nach Dachau bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Der Bus nach Dachau

Schauspiel

Kinder der Sonne

von Maxim Gorki
Deutsch von Ulrike Zemmer

Und jeden Tag von Neuem muss Tee serviert werden, aufgeräumt, gekocht, irgendetwas repariert. Jeden Tag muss man springen, wenn nach einem gerufen wird. Und immer der Gestank aus dem privaten Labor des Familienoberhaupts, das glaubt, es könne neue organische Materie entwickeln. Mit Geld umgehen können sie auch alle nicht. Das Schlimmste aber: Ständig darf man den Nichtstuern, die sich mit ihren Liebesverwicklungen, ihrer Malerei und naturwissenschaftlichem Dilettantismus die Langeweile vertreiben, dabei zuhören, wie sie dem primitiven Zustand der Masse abhelfen wollen …

Vielleicht denken sie so, die Angestellten im Hause Protassow, ohne die hier gar nichts funktionieren würde. Der Wissenschaftler Protassow kann sich nicht mit profanen Dingen wie dem Alltag beschäftigen. Er will den Fortschritt herbeiführen, chemikalisch und gedanklich. Nicht weniger als der endgültig befreiten Menschheit gilt all sein Wirken. So hat er weder ein Auge für die Witwe Melanija, die in verzweifelter Liebe zu ihm entbrannt ist, noch – und das ist schlimmer – für seine Frau, die sich einsam dem gemeinsamen Freund Wagin zuwendet. Auch die zarten Zeichen von Liebe zwischen seiner Schwester Lisa, die vom Anblick blutig niedergeschlagener Straßenunruhen seit Langem schwer traumatisiert ist, und dem moralisch derangierten Tierarzt Tschepurnoi entgehen ihm – ebenso wie die Katastrophe, die sich zwischen beiden anbahnt. Doch auf den Straßen grassiert die Cholera, es gibt Tote, und plötzlich wird die Luft im Elfenbeinturm gefährlich dünn.

Der Autor Maxim Gorki – ein Pseudonym, das übersetzt „der Bittere“ bedeutet – schrieb das Stück während seiner Haft in der Peter-und-Paul-Festung, in der u. a. auch Dostojewski einsaß. Entstanden angesichts des sogenannten Petersburger Blutsonntags, der die russische Revolution von 1905 einleiten sollte, entwirft Kinder der Sonne die tragikomische Bestandsaufnahme einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft, die sich neu erfinden muss, wenn ihre Tage nicht gezählt sein sollen.

Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik, die für ihre psychologisch genauen, atmosphärisch dichten Inszenierungen nicht nur im deutschsprachigen Theaterraum bekannt ist, stellt sich mit Kinder der Sonne nun dem Bochumer Publikum vor.

Regie: Mateja Koležnik
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Kostüm: Ana Savić-Gecan
Lichtdesign: Bernd Felder
Dramaturgie: Angela Obst
Übersetzung: Anja Wutej

Dauer: 1:50h, ohne Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

Kinder der Sonne bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Kinder der Sonne

Lesung

Max Goldt liest

Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller und Humorist ist berühmt für seine stilistisch ebenso geschliffenen wie scharfsinnig beobachteten und komischen Kolumnen, die früher regelmäßig im Satiremagazin Titanic und immer wieder gebündelt in Buchform erschienen. Er war Teil des Musikduos Foyer des Arts, in welchem er eigene Texte deklamierte. Zusammen mit Stefan Katz veröffentlichte er unter dem Namen Katz und Goldt zahlreiche Comicbände.

„Dass Max Goldts Werk sehr komisch ist, weiß ja nun jeder gute Mensch zwischen Passau und Flensburg. Dass es aber, liest man genau, zum am feinsten Gearbeiteten gehört, was unsere Literatur zu bieten hat, dass es wahre Wunder an Eleganz und Poesie enthält und dass sich hinter seinen trügerischen Gedankenfluchten die genaueste Komposition und eine blendend helle moralische Intelligenz verbergen, entgeht noch immer vielen, die nur aufs Lachen und auf Pointen aus sind. Max Goldt gehört gelesen, gerühmt und ausgezeichnet.“ Daniel Kehlmann

„Auf die Unklarheiten in der Systematik der Dinge hinzuweisen ist nur eine der ehrenwerten Aufgaben, denen sich der deutsche Kolumnist Max Goldt verschrieben hat. Kaum einer versteht es so wie Goldt, die vermeintlichen Nebenschauplätze des Lebens ins Auge des Betrachters zu schieben und den heutigen Alltag auf seine Widersprüche und Kuriositäten hin abzutasten.“
Regula Fuchs, Der Bund, Bern (CH)

„Max Goldt zu hören ist doppelter Genuss, denn seine Kolumnen sind eigentlich Lyrics, die des Interpreten bedürfen.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Nur wenig geht über die Texte von Max Goldt, höchstens die Lesung der Texte von Max Goldt durch Max Goldt. Besser geht's nicht.“ Westfalenpost

Max Goldt liest bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Max Goldt liest

© Emelyn Yabar Tito
Kindertheater

Mädchenschrift

von Özlem Özgül Dündar und der Drama Control
Für Menschen ab 13 Jahren

Mein Körper gehört mir. Ich bestimme, wie ich mich kleide, ob und wie ich mich schminke, wie ich meine Haare trage. Das kann ich beeinflussen. Was ich nicht beeinflussen kann, sind die Blicke, die auf meinen Körper geworfen werden. Wie ich angeschaut werde, worauf die Blicke fallen, was für Gedanken über mich und meinen Körper entstehen. Was, wenn aus den Blicken Berührungen werden? Und ich das nicht will? Wo liegt die Grenze zwischen dem, was noch akzeptabel oder Zufall ist, und ungewollten Blicken? Was machen diese Blicke mit mir, und kann ich mich dagegen wehren? Wer bestimmt eigentlich, wie ein weiblicher Körper auszusehen hat, welche Kleidung er tragen sollte, und was sagen diese Blicke über uns selbst und unser Verhältnis zum eigenen Körper aus? Warum gelten bestimmte Körper als besonders begehrenswert und andere nicht? In Mädchenschrift suchen wir nach Antworten auf die Frage, woher eigentlich bestimmte Bilder von Weiblichkeit und der Drang, Frauen und ihre Körper zu beobachten und zu bewerten, kommen.

Regie: Selen Kara
Musik: Torsten Kindermann
Bühne: Lydia Merkel
Kostüm: Sophia Deimel
Dramaturgie: Jasmin Maghames

Dauer: 0:45h, keine Pause
Sprache: Deutsch

Mädchenschrift bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Mädchenschrift

Jugendprogramm

Whatever the fuck you want

Ausgewählt durch die Drama Control
Für Menschen ab 12 Jahren

Das Theaterrevier lädt Menschen ein, sich die Bühne zu eigen zu machen und zu zeigen, was immer Mensch möchte. Von Lesung bis hin zur Akrobatik-Show. Von Kindern und Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen, von professionellen Theaterschaffenden bis hin zu Menschen, die das erste Mal auf der Bühne stehen. Diese Spielzeit wird WTFYW zum Labor: Es gibt ein Überthema. Jede Gruppe und/oder Performer*in hat 24 Stunden Zeit, einen Abend zu gestalten. Und am Ende wird präsentiert, probiert und improvisiert. Schickt eine Bewerbung mit Selbstbeschreibung und kurzem Konzept per Mail an drama.control [​at​] schauspielhausbochum.de. Entschieden wird von der Drama Control.

Alle Infos zum Mitmachen unter www.theaterrevier.de

Whatever the fuck you want bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Whatever the fuck you want

Kindertheater

Die Schöne und das Biest

von Lucy Kirkwood und Katie Mitchell
aus dem Englischen von Katharina Schmitt

Für Menschen ab 6 Jahren

Ein Händler verirrt sich im Wald in ein verzaubertes Schloss. Niemand scheint dort zu wohnen. Als er eine Rose für seine Tochter mitnehmen will, zieht er den Zorn eines schrecklichen Wesens auf sich, halb Mensch, halb Tier. Nur unter der Bedingung, dass seine Tochter Belle zu ihm zieht, lässt das Biest den Mann ziehen. Die schöne Belle löst das Versprechen ihres Vaters ein und zieht mutig zu dem Ungeheuer. Belle genießt die Freiheit, die sie in diesem Märchenschloss hat, wo sie Hosen tragen, durch den Wald streifen und machen kann, was sie will. Mit der Zeit lernt sie das Biest kennen, das vielleicht doch nicht so schrecklich ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Als ihr Vater erkrankt, darf Belle das Schloss verlassen. Sie verspricht zurückzukommen, doch jemand will das auf alle Fälle verhindern. Denn es liegt ein Fluch auf dem Biest, und nur Belles Liebe kann ihn lösen … Eine Geschichte über Mut, Neugier und Liebe – für alle, die gerne Neues entdecken und zauberhafte Spannung mögen.

SCHULVORSTELLUNGEN
Für den Besuch im Klassen- oder Schulverband bieten wir ab Ende November zahlreiche Vormittagsvorstellungen von Die Schöne und das Biest an, weitere Termine für 2023 sind in Planung. Interessierte Einrichtungen wenden sich bitte an das Abobüro.
Schulklassen und Gruppen: 4,50 € pro Karte
Vorstellungsdauer: ca. 70 Minuten, keine Pause

THEATERPÄDAGOGISCHES ANGEBOT
Ab der Premiere bietet das Junge Schauspielhaus interessierten Pädagog*innen eine Materialmappe zur Vor- und Nachbereitung des Stücks an. Bestellungen richten Sie bitte an: jungesschauspielhaus[at]schauspielhausbochum.de

Regie: Katharina Birch
Bühne, Kostüm: Georg & Paul
Musik: Lars Ehrhardt
Lichtdesign: Jan Hördemann
Dramaturgie: Cathrin Rose

Dauer: 80 Minuten, keine Pause
Sprache: Deutsch

Die Schöne und das Biest bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Die Schöne und das Biest

Lesung

Johann von Bülow liest Roxy

Johann von Bülow, geboren 1972 in München, zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielern seiner Generation. Nach einem Studium an der Otto-Falckenberg-Schule spielte er an wichtigen Theatern wie dem Schauspielhaus Bochum; darüber hinaus ist er in zahlreichen deutschen und internationalen Kino- und Fernsehfilmen zu sehen und arbeitet mit Regisseuren wie Oliver Hirschbiegel und François Ozon. Roxy ist sein erster Roman.

Marc Berger muss nach München. Zur Beerdigung seines einst besten Freundes. Dabei hatte Roy buchstäblich alle Möglichkeiten der Welt. Damals. Marc blickt zurück auf sein halbes Leben, Freundschaften, Lieben. München, achtziger Jahre: Marc wächst in der Doppelhaussiedlung auf. Er will ausbrechen, Schauspieler werden, die Welt erobern. Die liegt seinem Freund, dem Industriellensohn Roy – eigentlich Robert –, schon zu Füßen. Die beiden träumen und hoffen, wachsen aneinander, aber auch hinein in eine Glamourwelt, die sich in der Edeldisco Roxy trifft. Sie feiern das Dasein. Aber die Linien zwischen Freundschaft und Rivalität sind manchmal dünn. Sie lernen die umwerfende Carolin kennen, die alles verändert. Packend und zugleich mit großer Leichtigkeit erzählt Johann von Bülow in diesem starken, vom Leben inspirierten Roman von Schicksal und Zufall, von den Wegen, die man geht, vom luxuriösen Unglück des Reichtums und der Wucht echter Entscheidungen – kurz: davon, was wirklich zählt.

Johann von Bülow liest Roxy bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Johann von Bülow liest Roxy

Schauspiel

Sherlock Holmes jagt Dr. Watson

von Angela Obst

Wenn die Welt verworren und dunkel erscheint, wenn Erbschaftsschleicher, Trickbetrüger und fiese Hunde ihr Unwesen treiben oder globale Netzwerke am Untergang der Welt arbeiten, dann ist stets auf einen Verlass: Sherlock Holmes. Der Meister der Deduktion, der 1886 das erste Mal die literarische Bildfläche betritt, ist seitdem nicht mehr von ihr wegzudenken. Bis heute hält er den Weltrekord als die am häufigsten in Film und Fernsehen vorkommende literarische menschliche Figur und ist DIE Blaupause für alle berühmten Film- und Fernsehdetektive, die Licht in unsere Alpträume bringen. In Arthur Conan Doyles Roman Das Zeichen der Vier, der Vorlage für die Inszenierung ist, treiben seltsame Zwillinge, ein Schatz aus Kolonialzeiten, giftige Dornen und ein gefährliches Täterpaar ihr Unwesen. Sherlock und sein unverwüstlicher Begleiter Dr. Watson begegnen alten Feinden und neuen Bekannten, Ohrwürmern und dem roten Faden, nach dem wir schon so lange suchen.

Regie: Robert Gerloff
Text: Angela Obst
Bühne: Max Lindner
Kostüm: Lara Hohmann
Musik: Cornelius Borgolte
Lichtdesign: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Angela Obst, Jasmin Maghames

Dauer: 1:50h, keine Pause

Sherlock Holmes jagt Dr. Watson bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Sherlock Holmes jagt Dr. Watson

Schauspiel

Baroque

von Lies Pauwels

Wie fühlt es sich an, das Gewicht dieser Welt zu tragen? Eine Gruppe aus Mitgliedern des Bochumer Ensembles sowie gecasteten Performer*innen stellt sich mit ihren Körpern und ihren Gefühlen der Schaulust des Publikums. Sie wollen mehr gesehen werden, mehr sein, mehr zeigen. Manchmal auch am liebsten verschwinden. Wir blicken von 2022 aus auf den Barock und durch ihn hindurch auf die Zukunft.

Politische Umschwünge, andauernde Kriege, ökonomische Krisen, Seuchen, existenzielle Ängste, Endzeitstimmung, Unterwerfung der Natur, Fortschrittsglaube und Fortschrittsfurcht. Klingt das nach 16. und 17. Jahrhundert, auch bekannt als Zeit des Barock, oder nach jetzt? Leben wir nicht gerade in der Verschwendung – von Ressourcen und Konsumgütern – und stehen doch mit der Welt am Abgrund? Die Zeiten berühren sich, stellen einander in Frage, verschmelzen.

Es gab Zeiten, da war ein dicker Körper ein Symbol für Wohlstand, Erfolg und Macht. Es gab Zeiten, in denen Regieren bedeutete, eine Show zu veranstalten. Es gab Zeiten, da gab es den Begriff Depression noch nicht mal, und trotzdem war den Menschen die Welt bereits zu viel. Wird es Zeiten geben, in denen wir die Welt vor uns selbst gerettet haben werden?

Baroque – das ist Lebenslust, Fülle, Verausgabung. Eine Zeit der Paradoxe: Weltsucht und Weltflucht. Glaube und Zweifel. Lust an der Verschwendung und Angst vor der Leere.

Mit dieser Inszenierung kehrt die belgische Ausnahmeregisseurin Lies Pauwels nach ihrem Überraschungserfolg Der Hamiltonkomplex in der Spielzeit 2018/2019 ans Schauspielhaus Bochum zurück. In Anlehnung an eine Epoche, deren Merkmale sie bezeichnend für eine Beschäftigung mit unserer heutigen Zeit findet, tragt die Aufführung den Titel Baroque. Lies Pauwels ist berühmt dafür, wie sie in ihren unvergleichlichen Stücken nicht-professionelle Darsteller* innen und Schauspieler*innen auf der Bühne zusammenbringt. Mit ihrem intensiven – durchaus auch barocken – Bildertheater, ihren selbstverfassten Texten und hochemotionalen Soundtracks aus Pop und Klassik lenkt sie unseren Blick auf eine außergewöhnliche Weise auf aktuelle gesellschaftliche Themen.

Konzept, Text, Regie: Lies Pauwels
Bühne, Kostüm: Johanna Trudzinski
Lichtdesign: Wolfgang Macher
Dramaturgie: Felicitas Arnold, Vasco Boenisch

Dauer: 2:00h, keine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

Baroque bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Baroque

Kindertheater

Ton

von Barbara Kölling
Für Menschen ab 2 Jahren

Alles beginnt mit der Erde, diesem riesigen Erdklumpen! Aus Erde entstehen die Dinge. Man kann sie formen, gestalten. Ist das ein Klumpen oder ein Kopf? Die Schauspielerin Karin Moog und die Musikerin Maika Küster entwickeln gemeinsam Bilder und Klänge. In ihrer Ton- und Klangwerkstatt entstehen Wesen mit einem eigenen Kopf. Es wird geformt und gestaltet, gematscht und gelacht. Und genauso schnell, wie alles entsteht, kann es auch wieder vergehen. In diesem Stück für Menschen ab 2 Jahren spielen der Ton und die Töne miteinander, es klingt und tönt, es wird geknetet und geformt. „Es sind die Kinder, die mich zu einer gewissen Abstraktion in der Arbeit geführt haben. Interessanterweise vor allem die kleinen Kinder. Gleichzeitig entsteht gerade im Kontakt mit kleinen Kindern der Wunsch, auf ihre absolute Offenheit zu reagieren, ihnen behutsam und ebenso wach zu begegnen. Wahrnehmen mit allen Sinnen und mit dem gesamten Körper.“ Barbara Kölling

Regie: Barbara Kölling
Bühne: Ingrid Pons i Miras
Kostüme: Lasha Iashvili
Musik: Maika Küster
Lichtdesign: Bernd Kühne
Dramaturgie: Cathrin Rose
Mit: Maika Küster, Karin Moog

Dauer: 0:30h

Gefördert durch Neue Wege. Kommunale Theater & Orchester in NRW

Ton bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Ton

Schauspiel

Die Hermannsschlacht - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie

von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht

Die Frohsinn Singing Society zur Pflege deutschen Brauchtums – der viel zu wenig bekannte Partnerverein der berühmten Sons of Hermann Lodge in New Ulm, Texas – zeigt anlässlich ihres fünfzigjährigen Bestehens Die Hermannschlacht von Heinrich von Kleist. Das berühmte Theaterstück rund um Hermann den Cherusker, der 9 n. Chr. die Römer aus Germanien vertrieb. Ein deutscher Mythos. Ein Bochumer Mythos: 1982 setzte Claus Peymann das patriotische Heldendrama an der Königsallee zeitkritisch in Szene. Eben dort erwartet Sie heute ein dramatisch-musikalischer Abend auf den legendären Spuren von Hermann, Varus, Thusnelda und den Barbaren im Teutoburger Wald. Holla, die Hörner! Oder anders ausgedrückt: Ah, ha, ha, ha, stayin‘ alive!

Die Hermannsschlacht – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie gehört in die Reihe von charmant-persiflierenden Musiktheaterabenden, die die Regisseurin Barbara Bürk und der Musiker, Schauspieler und Regisseur Clemens Sienknecht erfinden und in denen sie klassische Dramen, Romane oder Mythen nostalgisch und schräg nachspielen und nacherzählen. So entstand am Deutschen Schauspielhaus Hamburg Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie, eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2016. Es folgten Adaptionen von Anna Karenina, Madame Bovary und den Nibelungen. Am Schauspielhaus Bochum widmen sie sich mit Pop-Songs, alten und neuen Texten der viel diskutierten Hermannsschlacht von Heinrich von Kleist, dem Stück Weltliteratur, das wohl wie kein zweites mit dem Bochumer Theater verbunden ist.

Regie: Barbara Bürk, Clemens Sienknecht
Bühne, Kostüm: Anke Grot
Lichtdesign: Wolfgang Macher
Dramaturgie: Vasco Boenisch

Dauer: mindestens 100 Minuten, aber nicht länger als 119 Minuten, bestimmt keine Pause
Sprache: Deutsch

Die Hermannsschlacht - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Die Hermannsschlacht - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie

Schauspiel

Hamlet

von William Shakespeare

Der alte König Hamlet ist tot, sein Mörder und Bruder Claudius hat seine Witwe Gertrud geheiratet und sitzt jetzt auf dem Thron. Prinz Hamlet, krank vor Trauer, wird vom Geist seines Vaters heimgesucht. Der Geist befiehlt ihm, ihn zu rächen. Dieser Auftrag treibt Hamlet immer weiter in die Isolation. William Shakespeare machte 1602 aus einer europäischen Legende die philosophische Geschichte einer bis heute faszinierenden Sinnsuche. In der Regie von Johans Simons mit Sandra Hüller in der Titelrolle wird Hamlet zu einem Plädoyer für radikale Ehrlichkeit.

Was fasziniert dich an William Shakespeare?

Johan Simons: Mich fasziniert seit jeher, wie Shakespeare eine große philosophische Kraft lebendig und spielbar macht. Er ist ein Virtuose der Sprache. Ein Stück von Shakespeare ist wie ein großes Fenster, durch das man in einen Wald blickt. Griechische Autoren wie Aischylos sind wie eine Wüste oder eine Eisfläche. Shakespeare ist wie ein Wald mit Hügeln, Bäumen, Teichen und Moorseen. Man rutscht leicht aus, der Boden ist glitschig.

Was ist der Kern des Stücks?

Johan Simons: „To be or not to be.“ Nicht umsonst ist der Satz so berühmt. Hier versucht jemand herauszufinden, ob es ein Recht auf Existenz gibt. Was ist der Sinn unseres Lebens, wenn eine Lüge so oft als Wahrheit gilt? Meiner Meinung nach ist Hamlet extrem empfindlich und kompromisslos, er erträgt keine falschen Fassaden. Das zerstört ihn.

In Bochum wird Hamlet von einer Frau gespielt. Warum?

Johan Simons: Ich möchte kein großes Thema daraus machen. Eigentlich ist es normal, dass eine Frau Hamlet spielt: Sarah Bernhardt, Angela Winkler, Asta Nielsen, viele andere haben es schon gemacht. Theater vermittelt sich über Gedanken, nicht über Identifikation. Der Stoff handelt von Geisteskraft und der Dynamik des Denkens. Sandra Hüller hat einen flexiblen Geist. Und sie hat eine persönliche Herangehensweise. Sie lehnt jeden Zynismus ab. Sandra erweitert Hamlets Gedanken und füllt sie mit Emotionen, wie nur sie das kann.

Regie: Johan Simons
Textfassung: Jeroen Versteele
Bühne, Kostüme: Johannes Schütz
Musik: Mieko Suzuki
Mitarbeit Musik und Sounddesign: Lukas Tobiassen
Klangregie: Will-Jan Pielage
Lichtdesign: Bernd Felder
Dramaturgie: Jeroen Versteele
Mitarbeit Dramaturgie: Felicitas Arnold
Übersetzung: Angela Schanelec, Jürgen Gosch

Dauer: 2:30h, eine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

Hamlet bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Hamlet

Gespräch

Oval Talk #3: Zunkunft der Arbeit

Gespräche zum Verständnis unserer Zeit mit Prasanna Oommen und Gäst*innen

Mit: Kathrin Ebmeier, Sonja Eismann, Prasanna Oommen

Ein neuer Ort, eine neue Gastgeberin, ein neues Format: Oval Talk – Gespräche zum Verständnis unserer Zeit spürt ab der Spielzeit 2022/23 aktuellen Themen nach, über die wir gern mehr wüssten und über die wir uns intensiver austauschen möchten, mit Expert*innen und untereinander als Publikum. Prasanna Oommen lädt hierzu spannende Gäste ins Oval Office ein. Im Fokus stehen aktuelle gesellschaftliche Debatten und Ereignisse, durchaus auch mit Verbindungspunkten zum Spielplan des Schauspielhaus Bochum. In einer Kombination aus Vortrag und anschließender Diskussion wollen wir mehr erfahren, tiefer blicken und aufgeschlossen voneinander lernen.

Die Gastgeberin Prasanna Oommen ist seit mehr als 20 Jahren als Moderatorin und Referentin für unterschiedliche Institutionen – von Ministerien bis zu NGOs – in den Bereichen Kultur, Bildung, Stadtentwicklung und Medien tätig. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind eine diversitätssensible Kommunikation, die transkulturelle Öffnung in der staatlichen wie in der freien Kulturlandschaft, Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung.

Der Oval Talk wird viermal im Jahr stattfinden. Wie für alle Veranstaltungen im Oval Office gilt auch hierfür: Eintrittskarten gibt es an der Abendkasse vor Ort, und gezahlt wird nur so viel, wie man kann oder möchte – pay what you want.

Oval Talk #3: Zunkunft der Arbeit bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Oval Talk #3: Zunkunft der Arbeit

Schauspiel

Ödipus, Herrscher

nach Sophokles

Die Geschichte ist notorisch und schnell erzählt. Dem Laios, Vater des Ödipus, wird vom Orakel vorhergesagt, dass sein erstgeborener Sohn ihn erschlagen und seine Mutter heiraten werde. Daraufhin gibt er Ödipus nach dessen Geburt zum Sterben fort, der wird aber gerettet, wächst bei Zieheltern auf, hört später, dass dies nicht seine wirklichen Eltern seien, macht sich auf, das Orakel zu befragen, versteht aber die Weissagung nicht, erschlägt auf dem Rückweg seinen Vater Laios als Unbekannten, zieht in Theben ein, löst dort das Rätsel der Sphinx, wird Herrscher und heiratet Jokaste, seine Mutter.

Das alles ist schon geschehen, wenn die Tragödie einsetzt, sie beschäftigt sich damit, diesen Inzest aufzuklären, ans Tageslicht zu holen, und endet damit, dass Jokaste sich das Leben nimmt, Ödipus sich die Augen aussticht und Theben verlässt.

Aber worum geht es wirklich in diesem Stück, das beinah jeder kennt, zumindest verbinden sehr viele Menschen mit Ödipus den Wunsch, mit der Mutter zu schlafen und den Vater zu töten.

Was bedeutet das große Schweigen der Menschen, von denen, so scheint es, ein jeder weiß, oder wissen könnte, was da passiert ist. Wer oder was wird durch die zähe und beharrliche Verhandlung geschützt … ist es der Glaube an die Götter? Ist es das böse Geheimnis hinter einer erfolgreichen Herrschaft, die sich einmal mehr beweisen soll und das nicht kann? Ist es eine Sicht auf die Welt, die sich aber radikal verändern muss, damit die Schöpfung bestehen bleiben kann? Johan Simons entwirft eine andere Lesart dieses berühmten Textes, in der Jokaste dem Ödipus das Opfer verweigert und in der sie nicht stirbt.

Regie: Johan Simons
Bühne: Nadja Sofie Eller
Kostüme: Greta Goiris
Mitarbeit Kostüme: Flora Kruppa
Lichtdesign: Bernd Felder
Musik: Mieko Suzuki
Mitarbeit Musik: Lukas Tobiassen
Sounddesign: Will-Jan Pielage
Video: Florian Schaumberger
Dramaturgie: Susanne Winnacker

Dauer: 2:00h, keine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln

Ödipus, Herrscher bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Ödipus, Herrscher

Schauspiel

Mit anderen Augen

Ein musikalischer Abend über das Sehen
von Selen Kara und Torsten Kindermann

Mit anderen Augen ist eine berührende Theatercollage aus Songs, Texten, Bildern, Klängen und Sinneseindrücken, die auf poetische Weise eintaucht in die Welt der Blindheit. Wir leben in einer Gesellschaft der Sehenden. Von „Auf Wiedersehen“ über den blinden Alarm bis zur Liebe auf den ersten Blick ist unsere Sprache voller Metaphern des Sehens. Häufig werden Erkenntnis und Rationalität mit Licht und Sehen verknüpft, Unmündigkeit und Irrationalität hingegen mit Bildern der Blindheit und Dunkelheit. Die Welt der Blindheit ist vielen von uns vollkommen unbekannt, wir sprechen selten bis nie darüber, auch, weil wir nicht betroffen sind – oder Angst davor haben.

Und so ist unser Leben auf das Sehen aufgebaut. Doch was geschieht, wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt wird. In welchem Raum befinden sich blinde oder sehbehinderte Menschen? Was bedeutet Zeit für sie? Was erzählen Töne, Geräusche? Kann man mit den Ohren sehen? Diesen und anderen Fragen geht Mit anderen Augen nach.

In diesem musikalischen Abend lenken Texte von blinden und sehbehinderten Menschen und die Lyrics der live gesungenen Songs unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Wahrnehmung weg vom Visuellen hin zu anderen Sinnen wie dem des Hörens. Nicht als Ersatz, vielleicht als Gewinn. Mit anderen Augen spürt mit musikalischen und akustischen Mitteln dem Sehen und Nichtsehen nach und schafft sinnlichemotionale Erfahrungen. Die acht Spieler*innen und Musiker befinden sich in einem Raum, der sich zwischen Dunkelheit, Unschärfe, hellem Licht und dem Verzicht auf starke Farben bewegt. Die Inszenierung unternimmt den Versuch, die Aufführung auch für nicht sehende Zuschauer*innen erfahrbar zu machen, auch mit Hilfe von Audiodeskription. Mehr als sehenswert!

Regie: Selen Kara
Musikalische Leitung: Torsten Kindermann
Bühne: Lydia Merkel
Kostüme: Emir Medic
Lichtdesign: Denny Klein
Sounddesign: Fabio Scarpari
Dramaturgie: Dorothea Neweling

Dauer: 1:30h, keine Pause
Sprache: Deutsch

Mit anderen Augen bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Mit anderen Augen

Schauspiel

Iwanow

von Anton Tschechow

Neuübersetzung aus dem Russischen von Angela Schanelec, nach einer Interlinearübersetzung von Elena Sinanina

Iwanow kennt sich selbst nicht mehr. Nach dem Studium war er voller Tatkraft, wollte sich sozial engagieren, für Reformen eintreten, die Rückständigkeit der Provinz bekämpfen. Nun ist alle Energie verpufft, und er weiß nicht, warum und wohin. Vor fünf Jahren hat er Anna geheiratet, eine reiche Jüdin, die aus Liebe zu ihm alles aufgegeben hat, ihren Glauben, ihr Erbe, ihre Beziehung zu den Eltern. Anna ist an Tuberkulose erkrankt, aber Iwanow hat kein Geld für die Kur, ist verschuldet, und es fehlt ihm jegliche Kraft, etwas daran zu ändern. Um sich abzulenken, besucht er seinen alten Freund und Gläubiger Lebedew. Dessen Tochter Sascha ist jung, leidenschaftlich, freidenkend. Sie ist davon überzeugt, dass ihre Liebe zu Iwanow ihn wieder aufrichten wird. Raus aus der Enge!

Ein Jahr nach Annas Tod soll die Hochzeit stattfinden. Doch Gerüchte machen die Runde. Man glaubt, Iwanow habe seine Frau durch sein rücksichtsloses Verhalten ins Grab gebracht und heirate die reiche Sascha nur, um sein verschuldetes Gut wieder hochzubringen. Iwanow selber findet sich unerträglich, lachhaft. Er will alle Pläne abblasen. Doch als auch dieser Versuch scheitert, bleibt ihm nur noch eine letzte Möglichkeit, um nicht auch noch das Leben Saschas zu zerstören…

Regie: Johan Simons
Neuübersetzung: Angela Schanelec
Interlinearübersetzung: Elena Sinanina
Bühne: Johannes Schütz
Kostüme: Sofia Dorazio Brockhausen
Musik: Benjamin van Dijk
Lichtdesign: Bernd Felder
Dramaturgie: Angela Obst

Dauer: 3:45h, eine Pause
Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln (nicht bei Livestreams)

Iwanow bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Iwanow

Kindertheater

Weg vom Fenster

von Wera Mahne und Drama Control
für Menschen ab 4 Jahren

Huch, wo sind wir denn jetzt? Im Theaterrevier? Ist das noch Bochum? Oder schon eine andere Welt? Weg vom Fenster spielt an einem Ort, den wir noch nicht kennen und von dem niemand weiß, wie er eigentlich aussieht. Hier jedenfalls ist es warm und rund und weiß und gelb und sehr weich. Ein bisschen wie in einem Hühnerei. Oder in einem Hasenbauch. Oder doch ganz anders ... Dort erzählen wir eine Geschichte über das Leben und alles, was dazu gehört. Abschiede zum Beispiel. Denn manchmal muss man Abschied nehmen – für einen kurzen Augenblick, für lange Zeit oder sogar für immer. 20 Menschen finden Platz im Inneren des Bühnenbauches und reisen musikalisch, spannend ins Diesseits und Jenseits und am Ende wieder wohlbehalten zurück ins Theaterrevier.

Regie: Wera Mahne
Bühne, Video: Declan Hurley
Bühne, Kostüm: Kathrine Altaparmakov
Dramaturgie: Cathrin Rose

Dauer: 0:50h, keine Pause

Weg vom Fenster bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Weg vom Fenster

Kindertheater

Der kleine Prinz

nach Antoine de Saint-Exupéry
Textfassung von Thorsten Bihegue

Für Menschen ab 6 Jahren

Kinder müssen mit Erwachsenen sehr nachsichtig sein. Wenn Erwachsene Geschichten erzählen, neigen sie zu Übertreibung und märchenhaftem Fabulieren: „Es war einmal ein Kleiner Prinz, der flog von Planet zu Planet und suchte allein mit seinem Herzen einen Freund …“

Der Kleine Prinz bereiste unter anderem zwei gestresste Kartograph*innen vom Sechsten Planeten. Die hielten ihn für verrückt. Er redete von Blumen, Vulkanen und Affenbrotbäumen, während sie versuchten, ihm ihre wirklich wichtige Arbeit zu erklären. Kurz, sie verstanden sich gar nicht. Also schickten sie ihn auf die Erde. Da war genug Platz für Geschichten über Blumen, Vulkane und Affenbrotbäume. Doch irgendwie ließ sie der komische Kleine Prinz mit seinem einsamen Herzen nicht los. Und irgendwie ging das vielen anderen Erwachsenen auch so. Egal auf welchem Planeten …

Mit diesem 2-Personen-Stück gehen wir in Grundschulen und spielen bei euch im Klassenzimmer!
Jetzt Vorstellung buchen unter jungesschauspielhaus@schauspielhausbochum.de

Regie: Thorsten Bihegue
Bühne, Kostüm: Theresa Mielich
Dramaturgie: Cathrin Rose

Der kleine Prinz bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Der kleine Prinz

Schauspiel

Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat

nach dem Roman von Hervé Guibert
aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel

Muzil, der Philosoph, der eine Freund, der sterben wird und das weiß, liegt im Krankenhaus und sagt: „Man denkt immer, es gebe über diese Art von Situation etwas zu sagen, und jetzt gibt es überhaupt nichts zu sagen.“ Nach Muzils Tod läuft Hervé Guibert durch die Straßen und singt laut ein Chanson von Françoise Hardy: „Und wenn ich vor dir gehe / denk daran, ich bin immer da / ich werde mich dem Regen und dem Wind vermählen / damit ich dich immer streicheln kann.“ Hervé Guibert hat Aids. „Ich hatte drei Monate lang Aids“, ist der erste Satz seines Romans Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat. Der letzte Satz klingt wie ein Anfang: „Ich habe endlich meine Kinderbeine und Kinderarme wieder.“ Zwischen diesen beiden Sätzen unternimmt Guibert den Versuch einer Selbstenthüllung, den Versuch, das Selbst zu enthüllen wie das Blut, von dem er fühlt, es sei „plötzlich freigelegt, entblößt, nackt“.

Wie verändert die Infektion mit einem tödlichen Virus den Bezug zum Selbst und zu den Mitmenschen? Aus Guiberts Buch erfahren wir vom Leben mit der Krankheit und vom Leben gegen den Tod. Es nur als eines über Aids zu sehen, wäre ein Missverständnis. Vielmehr erzählt das Buch von Liebe und Verrat, Berührungen, Freundschaft und Macht. Hervé Guibert schreibt von Personen, deren Leben auf verschiedene Art durch HIV verändert wurde: von seinem aidskranken Geliebten Jules, vom 1984 offiziell an Krebs gestorbenen Muzil (hinter dem sich Michel Foucault verbirgt) und von Bill, dem im Titel genannten Freund und Pharma-Manager, der ihm das Leben nicht gerettet hat. Immer wieder klammert sich der Erzähler an das Versprechen auf Heilung und stürzt von der Enttäuschung in Verzweiflung.

Der Schriftsteller Guibert, 1955 in Paris geboren und dort 1991 verstorben – also in einer Zeit, als das Virus nach Europa kam und man(n) als Homosexueller schnell ausgestoßen wurde –, war auch Fotograf. Seine Bilder von Gegenständen, Zimmern und seine Selbstporträts spiegeln den Wunsch, das Leben festzuhalten und würdevoll zu gestalten. Zurzeit werden er und sein Werk in der bildenden Kunst und im Diskurs über den Umgang mit HIV wiederentdeckt.

Die Theaterinszenierung von Florian Fischer spürt den verschiedenen künstlerischen Spuren von Hervé Guibert nach, der uns teilhaben lässt an dem, was es heißt, in Zeiten von Krankheit sich und andere zu lieben. Und sich der Welt zuzumuten: in Schönheit, Selbstachtung, Sterblichkeit.

Hinweis: In der Inszenierung gibt es Szenen mit expliziter Nacktheit.

Regie: Florian Fischer
Bühne: Jonathan Mertz
Kostüm: Alexander Djurkov Hotter
Musik: Romain Frequency
Lichtdesign: Sirko Lamprecht
Dramaturgie: Vasco Boenisch, Jasmin Maghames

Dauer: 2:00h, keine Pause
Sprache: Deutsch

Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat

Konzert

Songs & Lyrics

Gisbert zu Knyphausen by...

In der nächsten Ausgabe aus der Reihe Songs & Lyrics by … spielt der Berliner Sänger und Gitarrist Gisbert zu Knyphausen ein komplettes Konzert und talkt zur Einstimmung mit Gastgeber Max Kühlem auf dem Sofa und stellt seine Lieblingsplatten vor.

Spätestens seit seinem zweiten Album Hurra! Hurra! So nicht. aus dem Jahr 2010 gehört Gisbert zu Knyphausen zur ersten Garde der deutschsprachigen Songschreiber. Man sagt, seine Texte seinen meist melancholisch. Doch immer ist da auch ein Hoffnungsschimmer, ein Glaube an das Gute und sehr viel Liebe und Zuneigung für die oftmals hadernden Figuren in seinen Geschichten.

Gisbert zu Knyphausen stammt urspüringlich aus dem Rheingau und studierte in den 2000ern Musiktherapie im niederländischen Nijmegen. In dieser Zeit gründete er das Web-Label Omaha Records, um sich und befreundeten KünstlerInnen eine Plattform für die ersten eigenen Lieder zu geben. „Der interessanteste ungesignte Songwriter der Nation“ schrieb die Süddeutsche Zeitung damals schon.

Das offizielle Debütalbum Gisbert zu Knyphausen erschien dann 2008 bei der renommierten Plattenfirma PIAS. Presse und Publikum waren von den rohen, direkten Songs gleichermaßen angetan. „Zu Knyphausen suhlt sich nie in seinen Niederlagen, er bewahrt sich eine Haltung, die ihn an ein Morgen glauben lässt. Bitte mehr davon!“ forderte beispielweise Der Spiegel.

2009 wurde Gisbert zu Knyphausen, der zwischenzeitlich nach Hamburg übergesiedelt war, mit dem Hans als bester Hamburger Künstler ausgezeichnet. In diesem Jahr fand auch das erste Heimspiel statt, ein fortan jährlich veranstaltetes Sommerkonzert auf dem Weingut seiner Familie in Eltville-Erbach, aus dem sich irgendwann das Festival Heimspiel Knyphausen entwickelte. Mittlerweile ist jede Ausgabe Monate im Voraus ausverkauft und das Line-Up gespickt mit internationalen Perlen und allerlei großen Namen.

2010 erschien besagtes zweites Album Hurra! Hurra! So nicht., das auf Platz 12 in die deutschen Albumcharts einstieg. Eine Nominierung für die 1Live Krone als bester Alternative-Künstler gab es obendrauf.

Im gleichen Jahr veröffentlichte zu Knyphausen gemeinsam mit Nils Koppruch den Song Knochen und Fleisch, der zuvor bereits auf einem Sampler zugunsten des Hamburger Straßenmagazins Hinz&Kunzt erschienen war. Diese Zusammenarbeit bildete den Grundstein für ein außergewöhnliches Projekt: Gisbert zu Knyphausen und Nils Koppruch, der jahrelang als Kopf der Band Fink auf Deutschlands Bühnen unterwegs gewesen war, gründeten Kid Kopphausen, bei der beide als gleichberechtigte Songschreiber auftraten. Nur wenige Wochen nach Veröffentlichung des Kid Kopphauen-Debüts I verstarb Nils Koppruch vollkommen unerwartet und Gisbert zu Knyphausen nahm in den folgenden Jahren erst einmal Abstand von der Musik.

Nach Reisen nach Russland, Albanien, Frankreich oder, auf Einladung des Goethe-Instituts, in den Iran erschien dann 2017 das lang erwartete, immer noch aktuelle Album Das Licht dieser Welt, für das zu Knyphausen mit neuer Band fast zwei volle Jahre unterwegs war.

Seit 2020 ist Gisbert zu Knyphausen zudem mit dem Projekt Husten mit Produzent Moses Schneider und Der dünne Mann auf Tour, neben mittlerweile vier EPs ist 2022 auch das erste Husten-Album Aus allen Nähten erschienen.

Songs & Lyrics bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Songs & Lyrics

Performance

Dada avec les femmes oubliées

Text-Klang-Performance von und mit Veronika Nickl und Mickey Neher

Die Schauspielerin Veronika Nickl und der Schlagzeuger Mickey Neher bringen mittels Sprache, Percussion und Performance die Texte der Dadagrößen Kurt Schwitters, Hugo Ball, Hans Arp, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck sowie explizit der Dadafrauen Emmy Hennings und Baronin Elsa von Freytag-Loringhoven zum Blühen.

Angeekelt von den Schlächtereien des Weltkrieges 1914 suchten die Dadaist*innen in Zürich eine neue Kunst zwischen Himmel und Hölle, die die Menschen vom Wahnsinn der Zeit heilen sollte.

Auf kongeniale Weise spürt das Duo den Gefühlslagen dieser aufgewühlten und freiheitssuchenden Zeit nach und zaubert Charme, Chaos, Schmerz und Lust der Dadaist*innen auf die Bühne.

Mit: Mickey Neher, Veronika Nickl

Karten: nur an der Abendkasse
Preis: Pay what you want

Dada avec les femmes oubliées bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Dada avec les femmes oubliées

Lesung

Verliebt ja wie ein Käfer. Das Käthchen von Heilbronn

Sandra Hüller und Jens Harzer lesen Kleist

Penthesilea und Das Käthchen von Heilbronn gehören wie das Plus und Minus der Algebra zusammen, schrieb ihr Autor Heinrich von Kleist 1808 an Heinrich Joseph von Collin. Nach einer überwältigend intensiven Penthesilea-Inszenierung am Schauspielhaus Bochum (Regie: Johan Simons) treffen Sandra Hüller und Jens Harzer nun als Käthchen und Graf Wetter vom Strahl aufeinander. In der Lesung erkunden sie die Pfade, die ein gemeinsamer Traum den beiden Figuren vorzuzeichnen scheint und die dieses Mal zu einem glücklichen (?) Ende führen. Tauchen Sie in die tragikomischen Tiefen des Stückes ein, und genießen Sie außergewöhnliche Schauspielkunst.

Die Konzeption entstand im Auftrag der Stiftung Kleist-Museum, Frankfurt (Oder).

Verliebt ja wie ein Käfer. Das Käthchen von Heilbronn bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Verliebt ja wie ein Käfer. Das Käthchen von Heilbronn

12

Schauspielhaus Bochum

In Bochum steht ein Schauspielhaus. Groß und stolz. Das schönste Theater der Welt, sagt man in Bochum. Die Adresse ist fürstlich: Königsallee. Der Eindruck von außen: ein Schiff, abfahrbereit der Stadt entgegenblickend.

Seit jeher bedeutet die Bühne die Welt, und deshalb soll die Welt auch hinein in dieses Theater. Sie darf es sprengen, ausdehnen, bis sich die weißen Säulen am Portal biegen, so wie in unserem neuen Signet: die Welt im schönsten Theater der Welt, zu Hause.
Und umgekehrt auch: ein Theater, das sich den Fragen der Welt stellt.

Aufbruch und neue Vielfalt verspricht die Spielzeit 2018/2019. Ein Aufbruch von sattsam bekannten Sichtweisen und Konventionen. Und ein Aufbruch in eine neue Zeit für das Schauspielhaus Bochum, in der kulturelle, politische und soziale Vielfalt
sein Gesicht prägen – so, wie sie es mit der Welt ja auch tun und mit unserer Heimat, dem Ruhrgebiet.
THEATERKASSE:
Königsallee 15
44789 Bochum
Tel. 0234 / 33 33 55 55
Email tickets@schauspielhausbochum.de

Schauspielhaus Bochum bewerten:

Vielen Dank für Ihre Bewertung!

Bewertungen & Berichte Schauspielhaus Bochum

Aufführungen / Konzert Tonhalle Düsseldorf Düsseldorf, Ehrenhof 1
Aufführungen / Varieté Varieté et cetera Bochum Bochum, Herner Str. 299
Aufführungen / Schauspiel Lebenslust Saalbau Witten Witten, Bergerstr. 25
Ereignisse / Tanz Tanztheater Wuppertal Pina Bausch Wuppertal, Kurt-Drees-Straße 4
Aufführungen / Theater Theater im Depot Dortmund Dortmund, Immermannstr. 29
Aufführungen / Theater Freilichtbühne Mülheim an der Ruhr Mülheim an der Ruhr, Dimbeck 2a
Aufführungen / Theater Consol Theater Gelsenkirchen Gelsenkirchen, Bismarckstr. 240
Aufführungen / Theater Theater Dortmund Dortmund, Theaterkarree 1 -3
Aufführungen / Theater Theater an der Ruhr Mülheim an der Ruhr, Akazienallee 61
Aufführungen / Theater Theater Duisburg Duisburg, Opernplatz
Aufführungen / Theater Ringlokschuppen Ruhr Mülheim an der Ruhr, Am Schloß Broich 38
Aufführungen / Theater Theater und Philharmonie Essen Essen, Opernplatz 10
Aufführungen / Comedy GOP Varieté-Theater Essen
Mo, 27.3.2023, 20:00 Uhr
Aufführungen / Comedy GOP Varieté-Theater Essen
Mo, 24.4.2023, 20:00 Uhr
Aufführungen / Theater Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel, Europaplatz 10
Aufführungen / Theater TheaterTotal Bochum, Hunscheidtstr. 154

Sie haben noch keinen Login? Dann registrieren Sie sich gleich hier!

Bitte schauen Sie in Ihrem E-Mail-Postfach nach der Registrierungsmail und klicken Sie auf den darin enthaltenen Link.